Bremen spart Papier

Jan Saffe: Papiersparen ohne Verzicht

Papier ist auch in der politischen Arbeit allgegenwärtig. Mit dem Bremer Abgeordneten der Grünen, Jan Saffe, sprach denkhausbremen über seine persönlichen Erfahrungen aus der Bremischen Bürgerschaft, den Genuss, gedruckte Texte zu lesen, und über die Nachteile eines verschwenderischen Umgangs mit Papier. In vielen Bereichen sieht er Möglichkeiten zum Papiersparen, ohne groß Verzicht üben zu müssen.

denkhausbremen: Herr Saffe, wenn Sie an Papier denken, was kommt Ihnen dabei in den Sinn?

Jan Saffe: Papier ist eine wunderbare Sache. Man kann es etwa nutzen, um Briefe und Postkarten zu schreiben, man kann Dinge darin einwickeln. Papier hat viele positive Seiten. Andererseits empfinde ich die Papiermenge mittlerweile als Übermaß. Da es sehr billig herzustellen ist, wird es sehr großzügig verwendet, ja regelrecht vergeudet. So viele Bäume, Energie, Wasser – jede Menge Ressourcen werden verbraucht für irgendwelchen Blödsinn. Häufig nicht einmal Recyclingpapier, sondern Frischfasern mit noch größeren Umweltfolgen. Da ließe sich im digitalen Zeitalter schon eine ganze Menge reduzieren.

 Wieviel Papier haben Sie denn als Abgeordneter der Bürgerschaft täglich in den Händen?

Wenn ich mir anschaue, welche Papierberge an Unterlagen wir für unsere Ausschüsse, Deputationen und Fraktionssitzungen bekommen – da kommen für jede Sitzung leicht 10 cm hohe Stapel zusammen. Natürlich hat Papier den Vorteil, dass ich mit dem Kugelschreiber Notizen machen kann. Das finde ich gut, es ist greifbar. Aber das meiste Papier brauchen wir nach der Sitzung nie mehr, das geht direkt ins Altpapier!

Ich würde sagen, 70 bis 80 Prozent der Unterlagen braucht der einzelne Abgeordnete nicht, das Papier können wir uns gut sparen. Außerdem bekommen wir alles auch digital zugeschickt, es muss also nicht nochmal für jeden ausgedruckt und verteilt werden. Das meiste ist zwar mittlerweile Recyclingpapier, aber auch das könnten wir uns eigentlich zu großen Teilen schenken.

 Immerhin geht die Bürgerschaft nun voran und stellt die Dokumente in Zukunft nur noch digital zur Verfügung. So können bis zu 1,6 Millionen Blatt Papier im Jahr gespart werden. Was könnte die öffentliche Hand darüber hinaus tun, um Papier zu sparen?

Die Initiative für eine papierfreie Bürgerschaft finde ich gut. Die Dokumente kommen digital direkt auf mein Tablet. Bei Bedarf drucke ich mir dann einzelne Sachen aus, um sie intensiver zu bearbeiten und Notizen zu machen – ich bin eigentlich nicht gerade der „digitale Typ“.

Ein anderer Bereich sind die Deputationen, deren Sitzungen von den jeweiligen Senatsressorts mit Unterlagen versorgt werden. Da kommt auch unheimlich viel zusammen. In der Umweltdeputation werden z. B. Bebauungspläne für jedes Mitglied, den Senator, die Staatsräte usw. ausgedruckt. Der jeweilige Sprecher zu einem Thema schaut sich das genauer an, die Pläne werden kurz diskutiert und beschlossen – und ab in den Papierkorb. Auch da ließe sich mit digitalen Verfahren noch sehr viel Papier sparen.

Dazu bekommen wir als Abgeordnete jede Menge Zeugs in Papierform zugeschickt – Sie haben das ja in Ihrer Sammlung aus den Postfächern gesehen. Zeitschriften und Prospekte von irgendwelchen Unternehmen, zu Themen, für die ich gar nicht zuständig bin – und die ich nicht einmal aufschlage. 83 Abgeordnete werden so mit Werbung in Papierform zugeworfen, teilweise noch in Plastik verpackt!

Sie sind in der Grünenfraktion Sprecher für Verbraucherschutz. Haben Sie Ideen, was der einzelne Verbraucher tun kann, um unnötigen Papiermüll zu vermeiden und so die Umwelt zu entlasten? Könnte die Politik sie dabei zu unterstützen?

Naja, es ist einfach schön, Dinge auf Papier zu lesen. Ich möchte niemandem vorschreiben, dass er seine Zeitung nun auf dem E-Reader lesen soll. Ich persönlich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, ein E-Book zu lesen. Aber es gibt sicherlich Bereiche, in denen sich ohne großen Verzicht Papier sparen ließe.

Beim Papierverbrauch durch ‚Coffee to go‘-Becher finde ich es sinnvoll zu schauen, ob es nicht gute Alternativen zum Papierbecher gibt. Bremen hat sich vor einigen Monaten vorgenommen, ein Mehrwegsystem einzuführen. Darauf bin ich sehr gespannt.

Ein Problem ist auch der enorme Papiermüll durch Werbung in privaten Haushalten. Verbraucher können das vermeiden, indem sie Aufkleber am Briefkasten anbringen: „Bitte keine Werbung“.

Es ist doch erstaunlich, dass ungefragte Werbung per Telefon oder eMail inzwischen verboten ist, die umweltbelastende Werbung in Papierform aber nach wie vor alltäglich ist. Ließe sich das nicht umdrehen: Werbung im Briefkasten ist nur noch erlaubt, wenn ein Aufkleber „Werbung bitte einwerfen“ zu sehen ist?

Das ist ein interessanter Gedanke. Immerhin würde den Menschen nicht die Möglichkeit genommen, sich mit Werbung zu informieren, wenn sie das möchten. Vom Weserreport gibt es bereits solche Sticker für den Briefkasten: „Weserreport – ja bitte“.