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70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie Bremen, Brüssel – 12. März 2024 Positionspapier als PDF hier herunterladen! Aus Anlass der bevorstehenden Überarbeitung der EU-Bioökonomie-Strategie fordern 70 NGOs in einem heute veröffentlichten Positionspapier eine Bioökonomie, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch sozial gerecht sein muss. Die unterzeichnenden Organisationen betonen, dass sich dafür der Fokus der Bioökonomiestrategie grundlegend ändern muss. Die aktuelle Verschwendungs-Wirtschaft muss gestoppt werden. Auch Biomasse-Importe aus dem globalen Süden im großen Maßstab sind dafür keine Option. Darüber hinaus werden auch Abfall- und Reststoffe bei weitem nicht ausreichen, um die Wirtschaft der Zukunft mit Rohmaterialien zu versorgen. Außerdem fordern die NGOs eine Partizipation von BürgerInnen und Zivilgesellschaft, die nicht nur auf dem Papier existiert und für die ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden. Initiiert wurde das Statement vom Bioeconomy Action Forum, bei dem denkhausbremen, FERN und ELF sich für eine verantwortungsvolle Bioökonomie engagieren.   NGOs raise concerns: Bioeconomy leads to further ecosystem exploitation The term „bioeconomy“ is intended to sound green and natural, a refreshing alternative to the fossil economy. But a closer look …

Studie: The potential of forests to supply the European bioeconomy

Unsere Kollegen von Fern aus Brüssel haben eine Studie in Auftrag gegeben: Haben die Wälder in der Europäischen Union ausreichend Kapazitäten, um eine zukünftige EU-Bioökonomie nachhaltig mit Rohstoffen zu versorgen?  Das Ergebnis ist eindeutig: Eine Ausweitung der europäischen Bioökonomie wäre für die Wald-Ökosysteme fatal. Zumindest dann, wenn der Verbrauch bei den Anwendungen und Industrien, die schon heute Holz als Rohstoff nutzen, unverändert hoch bleibt. Deshalb müssen alle Maßnahmen, Verordnungen und Gesetze auf den Prüfstand, die Auswirkungen auf den europäischen Holzverbrauch haben. Dies betrifft auch Politikprozesse wie die aktuell diskutierte EU-Verpackungsverordnung. Diese sollte etwa sinnlose Holzverschwendung für Wegwerf-to-go-Verpackungen aus Papier konsequent verbieten. Darüber hinaus wird nach wie vor der größte Teil der europäischen Laubholzernte durch den Schornstein verheizt und steht deshalb nicht für eine Kreislaufwirtschaft und stoffliche Anwendungen zur Verfügung. Auch die Bioökonomiestrategie der Europäischen Union sollte den begrenzten ökologisch verantwortungsvollen Biomassemengen Rechnung tragen, die von europäischen Wäldern bereitgestellt werden können.  Gemeinsam mit Fern und der Organisation Estonian Fund for Nature (Eestimaa Looduse Fond, ELF) aus Estland engagiert sich denkhausbremen in dem europäischen Verbundprojekt „Strengthening the …

Aktionstag gegen Holzverbrennung

PRESSEMITTEILUNG von Environmental Paper Network und denkhausbremen  NGOs aus der ganzen Welt protestieren am Internationalen Aktionstag gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung #BigBadBiomass Bundesregierung muss Holz als Energiequelle für Stromerzeugung und Gebäudewärme in Nationaler Biomassestrategie eine Absage erteilen.   Berlin / Brüssel / London / Helsinki / Tokio / Hobart / Kuala Lumpur / Jakarta / Johannesburg / Cayenne / Washington / Vancouver, 19. Oktober 2023 Am heutigen Tag protestieren Umweltorganisationen auf 6 Kontinenten gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung. Diese sei eine falsche, klimaschädliche Lösung, so die NGOs. Der internationale Aktionstag findet einen Monat vor dem Klimagipfel COP28 in Dubai statt, auf der das globale Ziel für erneuerbare Energien diskutiert wird. Ein globales Ziel für erneuerbare Energien darf keine Waldbiomasse einschließen, eine Energiequelle mit hohen Emissionen und zerstörerischen Auswirkungen – so die Mitorganisatoren des Aktionstages. Im Vorfeld des Weltklimagipfels COP28 in Dubai weist ein Netzwerk von mehr als 200 Nichtregierungsorganisationen weltweit heute auf die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Energieerzeugung aus Biomasse in großem Maßstab hin. Insbesondere die Verbrennung von Waldbiomasse ist …

Wenn der Biokapitalismus die Motorsäge auspackt

Umweltorganisationen warnen beim Forest Movement Europe vor einer Expansion der sogenannten Bioökonomie Es war wie immer ein Treffen im Wald für den Wald. Das jährlich stattfindende Spitzentreffen der Umweltorganisationen und Waldaktivistinnen wurde diesmal von der polnischen Organisation „Workshop for All Beings“ im Białowieża-Nationalpark im Nordosten Polens ausgerichtet. Diesmal stand ein Thema prominent auf der Tagesordnung, das der europäischen Umweltbewegung zunehmend Kopfschmerzen bereitet: Die Bedrohung der Wälder durch die Bioökonomie. Denn der Wald soll neben seinen Funktionen für Klima, Artenvielfalt oder Wasserhaushalt eine zentrale Rohstoffquelle für die Wirtschaft von morgen werden. Dabei ist Holz schon heute Energieträger, Ausgangsstoff für die Papierindustrie oder Baumaterial und könnte in Zukunft Erdöl in Colaflaschen und Teer als Straßenbelag ersetzen sowie Ausgangsstoff für weitere Produkte der Chemieindustrie sein. Und das soll erst der Anfang sein. Der große Kahlschlag steht daher möglicherweise unmittelbar bevor – zumindest wenn die Expansionsträume von Forstindustrie und Bioökonomie-Strategen wahr werden. Grund genug für denkhausbremen und seine Projektpartner Fern und ELF, sich gemeinsam mit den versammelten Kolleginnen und Kollegen eine Übersicht zu verschaffen, damit der Biokapitalismus noch in …

Bioökonomie: Zwischen Hoffnung und Realität

Reader „Reststoffe für die Bioökonomie: Zwischen Hoffnung und Realität“ als PDF Die Zukunft der Wirtschaft ist Bio! Zumindest, wenn man den Versprechungen der Bioökonomie Glauben schenken möchte. Der Klimawandel zwingt uns dazu, die Nutzung fossiler Rohstoffe schon in wenigen Jahrzehnten einzustellen, mineralische Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar. Ihre Gewinnung ist energieaufwändig und geht mit der Zerstörung von Biodiversität und Landschaft einher. Daher wird die Wirtschaft der Zukunft vor allem mit biogenen Rohstoffen befeuert werden. Der Haken an der Sache: Die Ökosysteme, aus denen diese Rohstoffe kommen sollen, sind schon heute dramatisch übernutzt. Zudem schränken Klimawandel und notwendige Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität die ohnehin knappe nachhaltig nutzbare Biomasse in einem erheblichen Umfang ein. Es ist also absehbar, dass Äcker, Wälder und Meere nicht genug Rohstoffe für eine Bioökonomie liefern können, um unser hohes Konsumniveau abzudecken. Doch Politik, Wissenschaft und Industrie haben scheinbar eine Lösung gefunden: Neben einer deutlichen Verringerung unseres Ressourcenverbrauchs soll die nachhaltige Bioökonomie auf weitere Rohstoffsäulen aufbauen. Große Industrieunternehmen und Think Tanks gehen davon aus, dass die Ressourcenbasis der Zukunft dreigeteilt sein wird: …

Verbände für verantwortungsvollen Umgang mit Biomasse

Stellungnahme als PDF hier herunterladen! Die bereits heute hohe Nachfrage nach biogenen Rohstoffen für die Wirtschaft der Zukunft wird noch weiter steigen. Denn nicht nur das Ende der fossilen Rohstoffe ist absehbar, auch mineralische Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar. Gleichzeitig schränken Klimawandel und der Verlust der Biodiversität die ohnehin knappe nachhaltig nutzbare Biomasse in einem erheblichen Umfang weiter ein. Daraus ergeben sich Zielkonflikte bei der Verteilung, denn auch weltweit werden die Ökosysteme nicht genug Biomasse für jegliche Nachfrage bereitstellen können. Nicht die Natur sollte dem auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaften dienen, sondern die Wirtschaft an die natürlichen Gegebenheiten und planetaren Grenzen angepasst sein. Die unterzeichnenden Verbände und Organisationen begrüßen daher die Initiative der Bundesregierung, mit der Nationalen Biomassestrategie einen Rahmen für den Schutz, die Nutzung und Produktion von biogenen Rohstoffen bereitzustellen. Angesichts der ökologischen Krise und Millionen hungernder Menschen sollten darauf aufbauend rechtsverbindliche konkrete Schritte zügig umgesetzt werden, die eine weltweite Wirksamkeit entfalten. Dabei sollten weltweite politische Fehlsteuerungen wie ökologisch und sozial zerstörerische Biomasseproduktion, das Fehlen von Nutzungshierarchien sowie falsch lenkende Anreize Anlass und Ausgangspunkt für …

Ukraine-Krieg und die Folgen für die Bioökonomie

Ukraine-Krieg und die Folgen für die Welternährung: Bundesregierung muss Bioökonomie überdenken Positionspapier als PDF hier herunterladen! Der Krieg in der Ukraine verursacht unermessliches Leid: Die dortige Zivilbevölkerung wird vertrieben oder gar getötet. Auch die kämpfenden Soldatinnen und Soldaten erleiden unter der Grausamkeit des Krieges Traumata, Folter und Tod. Jenseits dieses Horrors legt der Krieg erneut die Fehlstellungen des Welternährungssystems gnadenlos offen und verschärft weltweit die chronische Hungerkrise weiter. Besonders betroffen sind die Staaten und Menschen im Globalen Süden, die ihre Ernährungssouveränität verloren haben. Für die nun 828 Millionen Hungernden auf der Welt zeigt sich erneut, dass globale Lieferketten nicht auf ihre Versorgung ausgerichtet sind. Es wird deutlich, wie sich der Hunger weiter verschärft, wenn nervöse Märkte Agrarrohstoffe knapp und teuer werden lassen. Einen ähnlich negativen Effekt hätte ein Umstieg der Industriestaaten von einer fossilen Wirtschaft hin zur Bioökonomie, sofern das industrielle Agrarsystem unverändert fortbesteht und unser Ressourcenverbrauch hoch bleibt. Wohlhabende Länder sowie transnationale Konzerne würden die Weltmärkte leerkaufen, um ihre “grüne” Wirtschaft am Laufen zu halten. Im Fokus der Öffentlichkeit bemüht sich die Bundesregierung momentan …

BfN-Skript zu Leitplanken für die Bioökonomie

Das große Versprechen der Bioökonomie ist es, fossile und mineralische Rohstoffe durch nachwachsende zu ersetzen und mit diesen in Zukunft eine Wirtschaft zu speisen, die ein gutes Leben für alle in Aussicht stellt. Vollkommen unklar ist allerdings, woher die notwendigen Ressourcen dafür kommen sollen. Wie sollte also eine zukünftige Bioökonomie ausgestaltet werden, die sich innerhalb der Tragfähigkeit der Erde und ihrer Ökosysteme bewegt und sozial gerecht ist? In dem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beauftragten Projekt Bioökonomie im Lichte der Nachhaltigkeit sind denkhausbremen und sein Projektpartner BUND dieser Frage nachgegangen. Im neu veröffentlichten BfN-Skript 629 geben die im Projekt konsultierten Expert*innen Auskunft: Über die Gefahren der Bioökonomie für die biologische Vielfalt und welche Rohstoffpotenziale möglicherweise noch erschlossen werden können. Über Erfahrungen aus der Praxis, die möglicherweise positive Ansatzpunkte für einen verantwortungsvollen Einsatz biogener Rohstoffe aufzeigen können. Und nicht zuletzt mit Gedanken zu politischen Steuerungsinstrumenten, die als Leitplanken für eine nachhaltige Bioökonomie dienen können. Denn die Weichen für eine zukunftsfähige Wirtschaft müssen jetzt gestellt werden. Nicht in Sonntagsreden oder wolkigen Grundsatzpapieren – sondern in Form von …

Visual Story zu Bioökonomie im Globalen Süden

Was hat Bioplastik mit Menschenrechtsverletzungen zu tun? Warum führen Eukalyptusplantagen zu Hunger? Wie hängen Palmöl, Waldzerstörung, Biodiesel und Flucht zusammen? Und was hat das alles mit der sogenannten Bioökonomie zu tun? Die von denkhausbremen konzipierte Visual Story gibt Antworten. http://holzweg.denkhausbremen.de/ Die Visual Story baut auf der Fotoausstellung “Auf dem Holzweg. Raubbau an Mensch und Natur für die Bioökonomie” auf. Die Ausstellung soll auch in Deine Stadt kommen? Mehr Informationen dazu findest Du hier.

Grüner Erdölersatz aus dem Meer?

Algen – oft unscheinbare ein- oder mehrzellige Pflanzen – zählen zu den ältesten pflanzlichen Organismen und sind auch heute ein wichtiger Bestandteil des Systems Erde. Für die Umwelt spielen sie eine große Rolle, denn durch Photosynthese binden Mikroalgen viel CO₂ und produzieren zugleich Sauerstoff (schätzungsweise 50 % des weltweiten Sauerstoffs produzieren Algen). Außerdem können sich Algen schneller als andere Pflanzen vermehren und sind natürlich biologisch abbaubar. Gerade im Jahr 2022 wird überdeutlich, dass die Menschheit sich von den begrenzt verfügbaren fossilen Rohstoffen abwenden muss und Alternativen dringend nötig sind. Warum also nicht die so nachhaltig erscheinenden Algen umfassend für die Bioökonomie nutzen? Diese Idee nehmen sich auch zahlreiche Forscher*innen und Unternehmer*innen zu Herzen, zurzeit gibt es regelrecht eine Euphorie mit Blick auf Produkte aus Algen. Da wäre beispielsweise eine Verpackung aus Makroalgen für den Take-away Gebrauch in der Gastronomie, die sich im Projekt Mak-Pak am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in der Entwicklung befindet. Oder nachhaltigere Kleidung durch Fasern aus Mikroalgen für die Textilindustrie, an denen das Projekte Algaetex arbeitet. Das Green Carbon Projekt der TU München wiederum …