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Sechs Gründe warum Öko-Siegel keine gute Idee für die Bioökonomie sind

Von Peter Gerhardt  Es gibt sie für Holz, Papier, Palmöl oder Kabeljau: Nachhaltigkeits-Siegel. Allzu oft sind diese mit großem Tamtam für eine bessere Welt gestartet worden, um hinterher ernüchtert festzustellen, dass Raubbau und Umweltzerstörung einfach weitergehen. Das könnte daran liegen, dass viele dieser freiwilligen Zertifzierungsinitiativen ein paar grundsätzliche Webfehler eingebaut haben. Bleibt zu hoffen, dass Politik, Wirtschaft und Verbände aus Fehlern der Vergangenheit lernen und Öko-Siegel skeptisch hinterfragen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Bioökonomie-Debatte bei der es darum geht, unsere Wirtschaft von fossil auf biogen umzustellen. Auch hier wird der Ruf nach Öko-Zertifikaten lauter. Schon heute ist der Globus erschöpft von der Biomasse, die wir im abverlangen: Das führt zu überfischten Meeren für Käpt’n Iglo und zerstörten Regenwäldern für drei-Euro-Hähnchen. Wenn nun in Zukunft fossile Rohstoffe auch noch komplett durch Biomasse ersetzt werden sollen, dann stellt sich mit Recht die Frage, auf welcher Erde das wachsen soll oder welche Umweltverbrechen oder Menschenrechtsverletzungen wir dafür möglicherweise in Kauf nehmen wollen. Auch die globale Ressourcenverteilung könnte in eine noch größere Schieflage geraten. Weil in …

Marianne Klute im Interview

denkhausbremen-Indosienexpertin Marianne Klute hat mit radio dreyeckland über die Palmölproduktion in Indonesien gesprochen  –  und wie dafür Menschenrechte unter die Räder kommen und die Umwelt zerstört wird:   Hier das Interview auf der Website von radio dreyeckland.  Titelbild: Marianne Klute auf Recherche in Borneo, Indonesien. Im Hintergrund eine neue Palmölplantage  

Nachhaltiges Palmöl – Chance für den Wald oder Greenwashing für Konzerne? 

Titelbild von Safrudin Mahendra, Save Our Borneo, Mai 2019: Landraub und illegale Abholzung beim Dorf Kinipan, Zentralkalimantan (Insel Borneo). Nachdem Borneos Tieflandregenwald fast vollständig vernichtet ist, dringt die Palmölindustrie jetzt in die Berge vor  Ein Beitrag von Marianne Klute Indonesien hat noch große ausgedehnte Regenwälder mit zahlreichen Arten. Im Westen die asiatische Flora und Fauna, mit z.B. den gefährdeten Großsäugern Orang-Utan, Sumatra-Elefant, Sumatra-Nashorn und Tiger. Im Osten die austronesische Flora und Fauna mit Beuteltieren wie dem Baumkänguru, dem Paradiesvogel oder dem Anoa von Sulawesi. Diese Wälder sind für uns alle, das Klima, die Biodiversität und das Verständnis von Evolution, von höchster Bedeutung. Für die Zukunft des Lebens ist der Erhalt und der Schutz der Wälder Indonesiens dringlich. Indonesien es ist der größte Palmölproduzent. Zusammen mit Malaysia deckt das Land fast 90% des globalen Verbrauchs.  Die massive Expansion der Ölpalm-Anbauflächen ist ein Phänomen der letzten Dekaden. Hatte Indonesien 1985 etwa 0,6 Mio Hektar Ölpalmplantagen, so waren es 20 Jahre später (2006) schon 5,6 Mio Hektar – hauptsächlich für die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrien. Entwaldung, Landraub und Menschenrechtsverletzungen waren auch …

Totalschaden fürs Klima: Feuerjahr 2015 in Indonesien

Von Marianne Klute – Feuer löschen, Brandstifter bestrafen, Ursachen bekämpfen „Wir sterben! Hilf uns, Welt!“ Bilder wie aus einem Krieg, Videos mit keuchenden Stimmen, verbrannte Erde, Borneos und Sumatras reichhaltige Natur dem Erdboden gleichgemacht. „Wir brauchen Sauerstoff, wir bekommen keine Luft mehr!“  Monatelang liegen die Luftverschmutzungswerte des Standard Pollution Index SPI[i] im höchsten Gefahrenbereich. Ende Oktober 2015 erreicht der SPI in Palangkaraya Werte um 3000 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft und mehr[ii]. Schulen sind geschlossen, der Luftverkehr beeinträchtigt, und die Menschen tragen Atemschutzmasken. Kleine Regenschauer bringen Erleichterung, doch die Gefahr ist nicht vorüber. Meteorologen kündigen den Beginn der Regenzeit erst für Dezember oder Januar an. Ein ´Umweltverbrechen` nennt nicht nur die NASA die diesjährigen Wald- und Torfbrände in Indonesien. Nach Angaben des Luft- und Raumfahrtinstituts LAPAN wüteten vom 1. Juli bis zum 20. Oktober 2015 auf 2,7 Millionen Hektar[iii] Feuer, die meisten davon, mehr als 2 Millionen Hektar, auf Torf. Sie emittieren Treibhausgase, Staub, Kohlepartikel und giftige Gase in die Atmosphäre. Es sind die Partikel geschwängerten Torffeuer, die die Brände zu einer humanitären und globalen …

Interview mit der Schrot&Korn

Peter Gerhardt von denkhausbremen im Interview mit der Zeitschrift Schrot&Korn Frage: Wie können deutsche Organisationen den Menschen helfen, die sich in Indonesien, Uganda oder Liberia gegen die Palmölplantagen wehren? Peter Gerhardt: Wir können, indem wir den Scheinwerfer der Öffentlichkeit auf Missstände richten, den Menschen und ihren Organisationen vor Ort, Spielraum verschaffen. Weiter lesen…….

Studie zu Palmöl aus Liberia

denkhausbremen hat für das Forum Umwelt und Entwicklung in Berlin eine Studie zur problematischen Entwicklungen bei der Landnutzung in Liberia erstellt. Nachdem es für die großen Palmölkonzerne aus Südostasien immer schwieriger wird, in ihren Heimatregionen neue Flächen für die industrielle Plantagenproduktion zu erschließen, drängt es die Multis nach Afrika. Nationen wie Liberia sehen sich mit Expansionsplänen im großen Maßstab konfrontiert. Dabei kommen vor allem die traditionellen Landrechte der lokalen Bevölkerung unter die Räder. Hier geht es zum Download (6,3 MB).

Die Metamorphose der Raubbaukonzerne

Von Peter Gerhardt – (Die englische Version dieses Beitrags findet sich hier.) Dieser denkhausbremen-Artikel ist unter anderem von The Ecologist, World Rainforest Movement Bulletin, Redd Monitor, Welt-Ernährung und Robin Wood Blog übernommen worden. -Es klingt ein bisschen wie im Märchen. Multinationale Konzerne zerstören Wälder und treten Menschenrechte mit Füßen. Durch das Engagement internationaler Umweltschutzorganisationen werden diese in wenigen Monaten dann zu verantwortungsvollen Unternehmen. Palmöl- und Papiermultis wie Wilmar, Golden Agri, APRIL (Asia Pacific Resources International Limited) oder APP (Asia Pulp and Paper) haben diese wundersame Metamorphose vom Kahlschlag-Konzern zum Regenwaldschützer in Indonesien bereits durchlaufen. All diese Firmen haben jetzt eine „Zero-Deforestation-Policy“. Parallel dazu haben Konsumgüterriesen wie Nestle, Unilever, Mars, L’Oreal, Procter & Gamble oder Colgate-Palmolive, die Palmöl als Rohstoff benötigen, ähnliche Versprechen abgegeben. Greenpeace WWF und Co. scheint zu gelingen, woran indonesische Umweltgruppen sich seit Jahren die Zähne ausbeißen: Notorische Regenwaldzerstörer zur Besserung zu bewegen. Die Drehbücher für diese Geschichten gleichen sich. Zunächst wird ein großer Konzern mit einer aufwändigen Kampagne in Nordamerika oder Europa an den Verhandlungstisch gezwungen. Dort wird zäh gerungen, aber fast immer kommt es zum Happy End: …

Peter Gerhardt über Palmöl in „Der kritische Agrarbericht 2013“

Der Druck auf die letzten tropischen Urwälder ist nach wie vor hoch. Neben Bergbau, Holzeinschlag sowie der Papier- und Zellstoffindustrie werden die Naturwälder durch die Expansion der indus- triellen Palmölplantagen weltweit zurückgedrängt. Ob als Biosprit, in Kosmetika oder in Lebens- mitteln – Palmöl ist als Rohstoff kaum noch wegzudenken. In Südostasien sind bereits Millionen Hektar Wald der Palmölindustrie zum Opfer gefallen. In den tropischen Regionen von Afrika und Südamerika steht eine ähnliche Entwicklung bevor, wenn nicht jetzt entschlossen gegengesteuert wird. Weiter lesen als pdf-Download.  

denkhausbremen diskutiert in Berlin

Bei der Diskussion „Außer Kontrolle? Palmölanbau in Indonesien“ vom evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ und „Watch Indonesia“ war ich als Vertreter von denkhausbremen in Berlin. Auf dem Podium habe ich über meine Erfahrungen mit dem Pseudo-Öko-Siegel RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil – Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) gesprochen. Ich beschäftige mich schon lange damit, wie Lebensmittelgiganten Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Kauf nehmen, um uns dann mit Industrielebensmitteln abzuspeisen. Der Globus wird gerade von Papierindustrie, Rinderbaronen und industrieller Plantagenwirtschaft neu taxiert. Jede dieser expansiven Zerstörungsindustrien hat natürlich ein eigenes Ökosiegel. Die Kunden im Supermarkt ahnen längst, dass viele dieser Nachhaltigkeits-Zertifkate nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Trotzdem geht die Siegelflut umvermindert weiter. Gut zu wissen, dass immer mehr Menschen ihre Lebensmittelversorgung in die eigene Hand nehmen. Sie gründen Genossenschaften und Regionalwährungen oder gärtnern in der Stadt und zeigen so den Nahrungsmittelkonzernen, wo der Hammer hängt.