NGOs: Hoher Verbrauch von Agrarrohstoffen und Holz zerstört Wälder weltweit
20.03.2015
Zum Internationalen Tag des Waldes fordern Umweltverbände die Politik und Gesellschaft auf, sich mehr für den Schutz und Wiederaufbau von Wäldern zu engagieren. Weltweit werden jährlich mindestens 13 Millionen Hektar Wald zerstört, das ist mehr als die gesamte deutsche Waldfläche (11 Mio.). Weitere große Waldflächen werden schwer geschädigt, etwa durch Holzeinschlag, den Bau von Straßen und Staudämmen oder durch Bergbauprojekte.
„Vor allem der immense Verbrauch an Agrarprodukten, Holz, Papier und anderen Rohstoffen führt zu Waldschäden und Waldverlusten. Dabei sind Hunderte Millionen von Menschen weltweit auf Wälder angewiesen“, erklärt László Maráz, der Koordinator der AG Wald des Forum Umwelt & Entwicklung.
Nach einer Studie der Umweltorganisation FERN importieren alleine die EU-Mitgliedsstaaten jährlich Agrar- und Holzprodukte im Wert von 6 Milliarden Euro, die aus illegaler Waldnutzung in den Tropen stammen. Die EU muss einen Aktionsplan starten und sich gegen die Entwaldung engagieren, die vor allem durch die Erzeugung von Agrarprodukten verursacht wird. Mit dem Verbrauch von Produkten aus Palmöl, Soja als Tierfutter, Rindfleisch und Leder wird das Gegenteil von dem erreicht, was sich die internationale Staatengemeinschaft zum Ziel gesetzt hatte: Die Waldvernichtung zu verlangsamen und aufzuhalten.
Auch das illegal geschlagene Holz kann trotz einer vor zwei Jahren in Kraft getretenen EU-Verordnung (EUTR), die den Import illegalen Holzes in die EU untersagt, noch immer auf den europäischen Markt kommen. Denn längst nicht alle EU-Länder haben diese Verordnung bislang ausreichend umgesetzt. Außerdem gibt es eine lange Liste von Holzprodukten, die gar nicht unter die EUTR-Verordnung fallen – beispielsweise Stühle, Bücher, Musikinstrumente, Sportgeräte, Küchen und Speiseutensilien, Werkzeuge und vieles mehr.
Dass die Welternährungsorganisation FAO in diesem Jahr zum Tag des Waldes dessen Rolle als wichtigen Klimaschützer betont, dabei aber den Gebrauch von Holzprodukten als großartige Klimaschutzmaßnahme anpreist, hat einen faden Beigeschmack. Zwar sind Wälder wichtig für den Klimaschutz und langlebige Holzprodukte eine klimaschonendere Alternative zu vielen anderen Werkstoffen. Doch darf die Rolle von Wäldern und Holzwirtschaft nicht dafür missbraucht werden, von wichtigeren Maßnahmen zum Klimaschutz abzulenken: Der Abbau und Einsatz fossiler Energieträger, eine umweltschädliche Verkehrspolitik und viele Formen industrieller Landwirtschaft sind die wichtigsten Klimakiller.
„Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher können mehr für die Wälder tun sich wald- und klimafreundlicher ernähren, wenn sie möglichst wenig Fleisch und tierische Produkte konsumieren“, so Rudolf Fenner von Robin Wood. Durch die Verringerung des Rohstoff- und Energieverbrauchs muss der immense Druck von den Wäldern genommen werden. So gibt es keinen vernünftigen Grund für unseren extrem hohen Papierverbrauch. Mit etwa 250 Kilo pro Kopf pro Jahr ist Deutschland weltweit einer der größten Papierverschwender, während in anderen Ländern in den letzten Jahren weniger Papier verbraucht wird. Evelyn Schönheit vom Forum Ökologie und Papier fordert eine Halbierung unseres Papierverbrauches. „Damit würden wir immer noch mehr als doppelt so viel verbrauchen wie der Weltdurchschnitt, der bei 57 kg/Jahr liegt.“
In Deutschland gibt es zwar keine Waldverluste in der Fläche, jedoch nur verschwindend wenige alte, ungestörte artenreicher Wälder. Hierzulande müssen mehr strenge Schutzgebiete und gute Waldgesetze geschaffen werden, um in echten Naturwäldern und in ökologisch bewirtschafteten Wäldern die biologische Vielfalt der Wälder zu erhalten und zu verbessern. Nicola Uhde vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND): „Deutschland trägt dabei für den Schutz und Erhalt der europäischen Buchenwälder eine besondere globale Verantwortung, da es von Natur aus ein Viertel deren weltweiten Verbreitungsgebietes birgt.“
Ein weiteres Problem sind die vielerorts maßlos überhöhten Wildbestände: wegen der starken Verbiss-Schäden können zu wenige Bäume auf natürliche Weise nachwachsen. Elisabeth Emmert vom Ökologischen Jagdverband: „Die Schalenwildbestände müssen auf ein waldverträgliches Niveau reduziert werden.“ Gerade die Waldeigentümer erleiden große wirtschaftliche Schäden, weil sie Zäune bauen und Bäume nachpflanzen müssen oder weil ihr Wald erst mit großer Verzögerung nachwächst.
Unterzeichner
László Maráz, Forum Umwelt und Entwicklung
Hermann Edelmann, Pro REGENWALD
Elisabeth Emmert, Ökologischer Jagdverband
Rudolf Fenner, Robin Wood
Peter Gerhardt, denkhausbremen
Sylvia Hamberger, Gesellschaft für Ökologische Forschung
Dr. Angela Meder, Berggorilla & Regenwald Direkthilfe
Peter Naumann, Bergwaldprojekt e.V.
Norbert Panek, Agenda zum Schutz Deutscher Buchenwälder
Sabine Schielmann, INFOE – Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie e.V
Evelyn Schönheit, Forum Ökologie und Papier
Nicola Uhde, BUND
Liselotte Unseld, Deutscher Naturschutzring (DNR)