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Wälder sind keine unerschöpfliche Quelle für Biomasse!

 

von László Maráz, FUE

Brennholz, Papier und Holzbau verbrauchen das in Deutschland gewachsene Holz bereits vollständig. Das Potenzial der Wälder, erneuerbare Ressourcen für eine Bioökonomie zu liefern, ist daher sehr begrenzt, wenn dieses Ökosystem nicht weiter unter Druck geraten soll.

Foto: © Eva-Maria Lopez

Die Wälder rücken zunehmend in den Fokus der Akteure, die die Bioökonomie fördern wollen. Ihr Holz gilt als eine der wichtigsten Materialquellen, um fossile Rohstoffe zu ersetzen. Einer Ausweitung der Holzproduktion sind jedoch durch die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Grenzen der Wälder Grenzen gesetzt. Zumal die Wälder schon jetzt unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung leiden.

Paradoxerweise wird Holz nach zwei Dürrejahren 2018 und 2019 wieder als eine der wichtigsten erneuerbaren Ressourcen für die Erreichung der Klimaziele bezeichnet. Das deutsche Bundeslandwirtschaftsministerium erwägt sogar, den Wald fit für die Bioökonomie zu machen. Um fossile und mineralische Rohstoffe durch Holz zu ersetzen, soll die Produktion dieses wichtigen nachwachsenden Rohstoffs durch den Anbau vermeintlich klimafreundlicherer Baumarten fortgesetzt werden. Anstatt den Patienten zu schonen, wird der Druck erhöht.

Ignoriert wird die Tatsache, dass die heute geerntete Holzmenge bereits vollständig für die derzeitigen Hauptverwendungszwecke aufgebraucht ist: Brennholz, Papier, Holzverpackungen, Holzbau und Möbelherstellung. In Zukunft wird der Bausektor mehr Holz für den Klimaschutz verwenden.

Außerdem soll die Verbrennung von Holz zur Einsparung von fossilen Brennstoffen beitragen. Papier und Pappe sollen zunehmend Kunststoffe ersetzen. Trotz dieser Versprechungen bleibt unklar, woher das ganze Holz kommen soll!

Darüber hinaus benötigt die Bioökonomie für ihre Zwecke sehr spezifische Hölzer. Die Bioökonomie-Industrie braucht billige Rohstoffe, um mit erdölbasierten Verfahren konkurrieren zu können. Selten wird erwähnt, dass die steigende Nachfrage nach Holz die Preise in die Höhe treibt und dass Importe, beispielsweise aus dem globalen Süden, zunehmend problematisch werden. Viele Länder in der Welt wollen mehr Holz zum Bauen oder Heizen. Außerdem schrumpft durch die weltweite Zerstörung der Wälder die Produktionsfläche für Holz. Leider ändern die vielen Baumpflanzungsprojekte nur wenig, da die Waldfläche ständig abnimmt. Im Zuge der Klimakrise verschärft sich die Situation durch Dürre oder Brände, die weitere Wälder zerstören.

Ein Ausweg aus der sich abzeichnenden Holzknappheit ist, wie in der Landwirtschaft, die Förderung einer höheren Produktivität: schnell wachsende Plantagen, Turbobäume, einschließlich gentechnischer Verfahren. Auch hier werden wichtige Fakten übersehen: Je höher der angestrebte Ertrag, desto höher der Bedarf an Wasser und Nährstoffen. Die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen ist knapp, und ungenutztes fruchtbares Land ist sehr begrenzt, da der größte Teil bereits durch intensive landwirtschaftliche Produktion belegt ist.

Für zuverlässige Vorhersagen müssen die Dimensionen des Biomassebedarfs einbezogen werden. Schon eine grobe Abschätzung reicht aus, um die Pläne als Hirngespinste zu entlarven – eine Energiewende auf Basis von Holz ist ein solches Windrad, solange das Potenzial dieser Ressource gerade einmal vier Prozent der Energieerzeugung in Deutschland beträgt (1). Auch können 20 Millionen Tonnen Kunststoff nicht einfach durch Holzwerkstoffe ersetzt werden. Allein dieses Ziel würde mehr als die Hälfte der gesamten Holzernte in Deutschland (ca. 76 Mio. m³/Jahr) verbrauchen, die, wie oben beschrieben, bereits vollständig anderen Verwendungen zugeführt wird. Die Menge an Holz, die für die Bioökonomie zur Verfügung steht, liegt daher wahrscheinlich im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Solange Holz für Wegwerfprodukte und Energie verbraucht wird, wird dies auch so bleiben.

(1) Holzbasiertes Potenzial für die Energieerzeugung in Deutschland

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Wenn Wälder wieder wachsen – Eine Waldvision für Klima, Mensch und Natur

László Maráz ist Förster und Koordinator der Waldplattform beim Forum Umwelt und Entwicklung.

Die zwölf Diskussionsbeiträge der Umwelt- und Entwicklungsverbände für eine nachhaltige Bioökonomie gibt es hier als PDF zum Download.