Gast Beitrag von Sini Eräjää (aus dem Englischen)
Während die Aufmerksamkeit zu Recht auf Palmöl, Soja und andere Agrarrohstoffe als Ursachen für weltweite Waldzerstörung gerichtet sind, bleiben viele Problem unter dem Radar der Öffentlichkeit. So sind  Papierprodukte für einen massiven industriellen Holzeinschlag und die weltweite Ausbreitung von Monokultur-Holzplantagen verantwortlich. Millionen Hektar Wald werden in artenarme Baumwüsten umgewandelt, um Zellstoff zu produzieren.
Während immer mehr Wälder für die Herstellung von Konsumgütern wie Palmöl, Soja und Rindfleisch zerstört werden, rücken die Ursachen der weltweiten Waldvernichtung zunehmend ins Bewusstsein von Entscheidungsträgern. Es ist zu hoffen, dass die Bemühungen zur Problemlösung im Zentrum des kommenden EU-Aktionsplans gegen Entwaldung stehen werden.
Weniger wahrgenommen wird die Gefährdung, die von der Degradierung von Wäldern und dem damit verbundenen Waldverlust ausgehen. Global Forest Watch hat versucht, Ausmaß und Auswirkungen dieser Art von Waldverlust deutlich zu machen. Dabei hat sich herausgestellt, dass 2017 fast 30 Millionen Hektar Wald verloren gegangen sind  – eine Fläche von der Größe Italiens.
Eine frühere Analyse zeigt, dass etwa 27 Prozent des Waldverlustes durch dauerhafte Abholzung geschieht, die große Masse davon jedoch geht auf das Konto anderer Zerstörungsursachen wie z. B. der Verlagerung von Anbauflächen innerhalb der Landwirtschaft  oder von Waldbränden.
In etwa einem Viertel der Fälle wird der Schaden also durch Holzeinschlag verursacht, hierbei hauptsächlich für die Forstindustrie in Ländern des Nordens. Meist werden natürliche Wälder in schnell wachsende Plantagen umgewandelt und so artenreiche Ökosysteme in einfach zu bewirtschaftende Baumreihen verändert .
EU-Studien zu den Verursachern der Entwaldung behaupten, dass die Auswirkungen von Forstindustrien wie der Papierherstellung zu gering sind, um sich damit zu beschäftigen. Diese Zahlen zeigen jedoch, dass solche Forstindustrien für eine ähnlich große Fläche verantwortlich sind wie die Entwaldung – mit erheblichen Auswirkungen auf die Wälder und ihre Biodiversität, ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern.
Es ist an der Zeit, dass die EU die  verantwortlichen Wirtschaftsbereiche wie die Papierindustrie genauer unter die Lupe nimmt.
Nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) werden 35 – 40 Prozent der Bäume, die für industrielle Zwecke geerntet werden, zu Papierprodukten verarbeitet. Während ein Großteil des Holzes aus der beschriebenen „Forstpraxis“ stammt, gibt es eindeutige Beweise, dass ein weiterer Teil aus Abholzungen in Ländern wie Indonesien stammt.
Die Papier- und Zellstoffindustrie ist nicht besonders wählerisch, was die benötigten Holzfasern angeht – sie müssen nur reichlich verfügbar, billig und vorzugsweise schnell wachsend sein. Große eintönige Plantagen von Eukalyptus, Akazien und anderen schnell wachsenden Arten sind daher die Nebenerscheinungen unseres Papierverbrauchs (während diese Hölzer für die Schnittholz- oder Furnierindustrie nicht besonders interessant sind). Der Bedarf der Papier- und Zellstoffindustrie war auch von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Definitionen für „nachhaltige Waldbewirtschaftung“, die auf effizientes Wachstum und große Holzmengen statt auf artenreiche Waldökosysteme oder Holzfaserqualität Wert legt. Durchforstung und Abholzung sind der Industrie weitaus lieber, als die von vielen europäischen Naturschutz-Organisationen empfohlene selektive Holzentnahme.
Als Koordinatorin des Environmental Paper Network International werde ich häufig gefragt, ob es sich überhaupt lohnt, den Papierverbrauch zu überdenken, wenn die Entwicklung doch zu papierlosen Büchern, Rechnungen und Nachrichten geht.
Die Wahrheit ist, dass sich der Papierverbrauch weltweit verändert statt abzunehmen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Papier ist in den Regionen mit dem höchsten Verbrauch wie den USA und Europa zwar leicht rückläufig, diese Einsparungen wurden durch einen Anstieg in asiatischen Ländern aber wieder zunichte gemacht. Während der Verbrauch von Zeitungs- und Druckerpapier tatsächlich rückläufig ist, gibt es einen enormen Anstieg bei Verpackungspapieren. Beachtliche 55 Prozent des weltweiten Papierverbrauches kommen inzwischen durch Verpackungen zustande. Und auch insgesamt ist der weltweite Papierverbrauch deutlich gestiegen – von 392 Millionen Tonnen in 2010 auf 410 Millionen Tonnen in 2017.
Das sind schlechte Nachrichten für die Wälder, die einem zunehmenden Druck ausgesetzt sind, und schlimme Nachrichten für das Klima. Papierprodukte haben eine kurze Lebensdauer – im Durchschnitt ist die Hälfte der Produkte (und der von ihnen gespeicherte Kohlenstoff) in nur zwei Jahren verbraucht – und die andere Hälfte ist nicht viel langlebiger. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen wir uns sofort von der Nutzung von Holz bzw. Bäumen zur Herstellung von Verpackungen, die schnell im Müll landen, verabschieden und stattdessen den Schutz von Wäldern vorantreiben. Holz sollte ausschließlich für Produkte mit langer Lebensdauer verwendet werden.
Wenn es uns ernst damit ist, den Zustand unserer Wälder zu verbessern – sei es für den Klimaschutz, die Biodiversität oder als Lebensgrundlage der Menschen – dann müssen wir mehr tun, als nur die Entwaldung zu stoppen. Um geschädigte Wälder und degradiertes Land  wiederherzustellen,müssen wir aufhören, Plantagen anzupflanzen. Stattdessen brauchen wir strukturreiche Wälder, die Kohlenstoff in alten Bäumen und dichter Vegetation speichern können. Damit diese Veränderung möglich ist, sollten wir weniger wertvolle Holzfasern für industrielle Zwecke  (insbesondere für kurzlebige Produkte wie Taschentücher, Druckerpapiere und Verpackungen) verwenden und stärker auf langlebige Produkte setzen, die CO2 für eine längere Zeit speichern.
Unser Einsatz für die Wälder dieser Welt beginnt bei unserem täglichen Umgang mit Papier.