“Butter bei die Fische” ist Norddeutsch und heißt so viel wie endlich mal zur Sache kommen. Plastikwörter, Floskel-Bingo und nichtssagende Beschwichtigungs-Formeln sind dabei tabu. Genau das wollen wir uns auch zu Herzen nehmen. Denn wir müssen dringend Reden. Über sozial gerechte Wege in eine ökologische Zukunft. Mit denen, die sonst nicht an politischen Zukunftsdebatten beteiligt sind: Mit Menschen – die sich enttäuscht von der Politik abgewendet haben oder mit über die Runden kommen beschäftigt sind. Um dann gemeinsam und kraftvoll Handeln zu können. Wie zum Beispiel beim Klimaschutz.
Denn es ist ja so: Umweltpolitik, die langfristig und erfolgreich wirkt, muss möglichst viele mitnehmen. Das erfordern allein schon die Spielregeln der Demokratie, nach denen Entscheidungen von Mehrheiten getragen werden. Der erforderliche Umbau in Richtung einer zukunftsfähigen Gesellschaft ist aber viel mehr als eine x-beliebige politische Entscheidung im üblichen Klein-Klein. Große Herausforderungen wie das Ausfransen der Gesellschaft in oben und unten, alarmierende Signale bei Klima, Artenvielfalt und Ressourcen- verbrauch benötigen als Antwort mehr, als eine kleine Kurskorrektur. Es geht um ein grundsätzliches Umsteuern. Die gesellschaftliche Kraft für solche Manöver kommt aber nur dann zusammen, wenn sehr viele Gruppen dabei an Bord sind und sich aktiv und auf Augenhöhe einbringen.
Demgegenüber ist die gesellschaftliche Großwetterlage eine ganz andere: Die Gesellschaft driftet nicht nur von der materiellen Leistungskraft immer weiter auseinander. Es lassen sich zahlreiche Konfliktfelder beobachten: Stadt versus Land, reich gegen arm, digital gegen analog, Tofu gegen Bratwurst. Eine ähnliche Unwucht gibt es beim Diskurs um ökologische Zukunftsfragen. Dieser wird in erster Linie von gesellschaftlich gut vernetzten, besserverdienenden Gruppen geführt, für die soziale Fragen nicht im Fokus stehen – dem entsprechend einseitig verläuft die Diskussion. Ganze Bevölkerungsgruppen wie Geringverdiener:innen, Bezieher:innen von Lohnersatzleistungen oder Niedrigrenten stehen dabei im Abseits.
Auch aus der Sicht von Dorfbewohner:innen in sogenannten strukturschwachen Regionen, sind Hauptstadtdebatten über eine “Große Transformation” sehr weit entfernt. Wenn der Dorfladen aufgegeben hat und der Bus nur noch zweimal am Tag vorbeikommt, dann fühlt sich eine gute Zukunft für alle nur noch wie ein ganz vages Versprechen an.
Die damit einhergehenden Fliehkräfte haben auch eine Sprachlosigkeit zwischen den Milieus herbeigeführt. Öko Affine Großstadtbewohner:innen beklagen zu die mangelnde Einsicht dieselfahrender Dorfbewohner*innen, diese wiederum fühlen sich als Objekte in einer Debatte herumgeschubst, deren Lebenswirklichkeit nicht wirklich zu zählen scheint. Kurzum: Die jeweiligen Seiten haben sich ideologisch eingegraben und es mangelt an Begegnungsräumen.
Mit “Butter bei die Fische” wollen wir das ändern, oder zumindest einen Beitrag dazu leisten. Unser Motto ist gleichzeitig die Verpflichtung möglichst konkret und nicht um den heißen Brei herum zu reden. Wir wollen über gerechten Klimaschutz debattieren und suchen das Gespräch mit Menschen in zwei Regionen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten: Der ländlich geprägten Uckermark in Brandenburg, sowie Mieterquartieren der norddeutschen Großstadt Bremen. Andererseits gibt es ebenfalls Verbindendes: Beide Regionen kämpfen mit Strukturproblemen und viele Bewohnerinnen fühlen sich nicht gesehen in den öffentlichen Debatten.
Dialog mit der Bürgerstiftung Barnim-Uckermark: Erneuerbare Energie für den Klimaschutz
Die Uckermark beheimatet schöne Natur, die Datsche von Angela Merkel sowie unzählige Landdomizile, die von E-Auto-fahrenden Berlinern am Wochenende bevölkert werden. Gleichzeitig erlebt die Region eine spürbare Abwanderung und damit verbunden den Abbau von Infrastruktur wie Ärzten, Banken oder Einkaufsmöglichkeiten.
Als mögliche Zukunftsperspektive für die Region – und damit auch beim Klimaschutz – wird die Produktion von regenerativer Energie genannt. Allerdings sind die Lasten einer solchen Energiewende ungleich verteilt. Während die Lebenswirklichkeit vor Ort in der Uckermark durch Windräder oder Solarparks bis zum Horizont massiv beeinträchtig wird, kommt der Strom in der Stadt nach wie vor einfach aus der Steckdose. Insofern wäre es ein Gebot der Fairness, wenn auch die Gewinne von Wind- und Sonnenstrom in der Uckermark verbleiben und möglichst gerecht verteilt werden. In der Realität machen sich aber allzu oft externe Investoren die Taschen voll und die meisten Dorfbewohner:innen vor Ort gucken in die Röhre.
Fragen über Fragen für unsere Debatten:
- Wie geht also Klimaschutz auf dem Land sozial gerecht?
- Wie lassen sich Chancen und Risiken möglichst fair verteilen?
- Welche Punkte werden im Bundestag viel zu wenig beachtet?
- Welche neuen Gedanken sollten die Umweltverbände bei Ihren Klimaanforderungen aus Sicht der Uckermärker:innen beherzigen?
Die Bürgerstiftung wurde 2003 gegründet. Neben weit gefassten Stiftungszwecken verfolgen wir ein zentrales Ziel: Wir wollen ein offenes und demokratisches Zusammenleben in unserer Region fördern – durch Bildung, Kultur und bürgerschaftliches Engagement. Auf der Website der Bürgerstiftung weiter lesen…
Dialog mit der Initiative Menschenrecht auf Wohnen in Bremen: Klimagerechtes Wohnen für alle.
Wie in vielen Großstädten sind die Unterschiede in Bremen zwischen Oben und Unten krass. Allein die Lebenserwartung ist in den mit Millionären gespickten Stadtteilen sieben Jahre höher als in den Wohnlagen mit niedrigem Einkommen. Ähnlich ungleich verteilt sind die Möglichkeiten beim Klimaschutz.
Wärmepumpen, Dachsanierungen, Dreifach-Fenster: Alles kein Problem für gutverdienende Eigenheimer:innen, zumal vieles davon üppig vom Staat gefördert wird. Weniger rosig können die Aussichten für Mieterinnen sein, wenn die energetische Sanierung des Häuserblocks vor der Tür steht, oder ein steigender CO2-Preis die Nebenkosten in die Höhe jagt. Am Ende droht das Horrorszenario, die eigene Wohnung nicht mehr bezahlen zu können. Hinzu kommt, dass Wohnen für viele Haushalte der größte Kostenfaktor ist und viele Mieterinnen mittlerweile zum Spielball von profitgetriebenen Investoren geworden sind. Dabei ist eine Wohnung die Basis für gesellschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe, sowie ein elementarer Baustein der Daseinsvorsorge. Unabhängig davon wohnen auch Menschen mit wenig Geld gerne in einer klimafreundlichen Wohnung mit warmen Wänden und dichten Fenstern.
Fragen über Fragen für unsere Debatten:
- Wie geht also klimagerechtes Wohnen für alle aus der Perspektive von Menschen mit wenig Geld?
- Wie haben Mieterinnen die Chance, den Klimaschutz aktiv mitzugestalten?
- Bietet der Klimaschutz letztendlich auch Chancen dauerhaft in einer besseren und gesunden Wohnung leben zu können?
Im Bündnis engagieren sich von Wohnungsnot und Vermieter*innen Willkür betroffene Menschen sowie Mitarbeitende von Einrichtungen, Verbänden und Initiativen, Kirchen und politischen Parteien und engagierte Bürger*innen. Hier weiter lesen……