Autor: jonas

Martin Michalik: Klimagerechtigkeit fängt vor der eigenen Haustür an

Martin Michalik ist klimapolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bremischen Bürgerschaft. Anfang 2020 bis Ende 2021 war er Vorsitzender der Enquete-Kommission Klimaschutz, die eine Klimaschutzstrategie für Bremen entwickelt hat. Im Gespräch mit denkhausbremen erläutert Martin Michalik, welche Rolle Klimagerechtigkeit in seiner politischen Arbeit spielt und was jede*r Einzelne im alltäglichen Handeln zum Klimaschutz beitragen kann (Foto: Ana Rodríguez). Was bedeutet globale Klimagerechtigkeit für Sie?  Für mich hat das Thema sehr viel mit Privilegien zu tun. Ich bin mir bewusst, dass ich im Vergleich zu vielen anderen Menschen auf dieser Erde sehr privilegiert lebe. Für mich ergibt sich daraus eine klare persönliche Verantwortung bei meinem eigenen Handeln, durch die ich ein Stück weit Gerechtigkeit schaffen kann. Zu welchen Bedingungen wird meine Kleidung produziert? Woher kommen die Lebensmittel, die ich im Supermarkt kaufe? Kann das Auto heute mal in der Garage stehen bleiben? Oder wenn ich schon eine Flugreise mache, kann ich die CO2-Emissionen kompensieren – etwa durch die finanzielle Unterstützung von Baumpflanzaktionen im Globalen Süden? Ich denke, das sind Fragen, die wir uns …

Abendveranstaltung „Klimamigration“ am 22. April 2024 im Kulturhaus Walle

Klimamigration: Wie die Klimakrise Menschen in die Flucht treibt Montag, 22. April 2024 im Kulturhaus Walle Die Klimakrise bedroht weltweit schon heute die Lebensgrundlage von unzähligen Menschen. Besonders im Globalen Süden könnten ganze Regionen aufgrund von Hitze, Dürre oder Überschwemmungen unbewohnbar werden. Im Kampf ums Überleben bleibt Flucht häufig der letzte Ausweg. Laut der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen ist die Klimakrise in den letzten Jahren zur Hauptursache für neue Vertreibungen geworden. Die Veranstaltung „Klimamigration: Wie die Klimakrise Menschen in die Flucht treibt“ widmet sich genau diesem Thema. Welche Weltregionen sind am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen und welche Herausforderungen ergeben sich dadurch für die internationale Gemeinschaft? Welche Rechte haben sog. Klimamigrant*innen? Was passiert, wenn ganze Staaten im Meer versinken? Und was hat das alles mit Klimagerechtigkeit und Bremen zu tun? Das sind Fragen, um die es an diesem Abend gehen wird. Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Programm. Im Zuge der Veranstaltung wird auch die von der Deutschen KlimaStiftung entwickelte Fotoasstellung „Klimagesichter” gezeigt. 18:15 Uhr Einlass und Rundgang durch …

Isadora Cardoso: Klimagerechtigkeit bedeutet ein gutes Leben für alle

Isadora Cardoso beschäftigt sich als Teil der queer-feministischen Klimabewegung und im Rahmen von wissenschaftlichen Forschungsprojekten seit vielen Jahren mit Gender- und Klimagerechtigkeit. Nach einer Tätigkeit am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit in Potsdam arbeitet Isadora Cardoso derzeit als PhD an der Freien Universität Berlin. Das Gespräch mit denkhausbremen dreht sich um falsche Narrative zu Gender- und Klimafragen sowie um intersektionale Perspektiven auf Klimagerechtigkeit (Foto: Ana Rodríguez). denkhausbremen: Was kommt dir in den Sinn, wenn du an Klimagerechtigkeit denkst? Isadora Cardoso: Das Erste, woran ich denke, ist, dass Klimagerechtigkeit ein gutes Leben für alle bedeutet, besonders für diejenigen, die am stärksten von Ungerechtigkeiten betroffen sind. Es geht darum, auch den am meisten marginalisierten Menschen aus allen Teilen der Welt ein würdevolles Leben und einen Zugang zu einer guten Umwelt, Wohnraum usw. zu ermöglichen. Dies sind grundlegende Rechte, die jedem Menschen zustehen. Die Klimakrise verschärft die bestehenden strukturellen Ungerechtigkeiten. Deshalb umfasst Klimagerechtigkeit für mich jeden Kampf für Gerechtigkeit. In deiner Forschung beschäftigst du dich mit Genderfragen und der Klimakrise. Wie sind diese Themen verbunden? Genderfragen werden in Forschungsarbeiten oft …

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie Bremen, Brüssel – 12. März 2024 Positionspapier als PDF hier herunterladen! Aus Anlass der bevorstehenden Überarbeitung der EU-Bioökonomie-Strategie fordern 70 NGOs in einem heute veröffentlichten Positionspapier eine Bioökonomie, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch sozial gerecht sein muss. Die unterzeichnenden Organisationen betonen, dass sich dafür der Fokus der Bioökonomiestrategie grundlegend ändern muss. Die aktuelle Verschwendungs-Wirtschaft muss gestoppt werden. Auch Biomasse-Importe aus dem globalen Süden im großen Maßstab sind dafür keine Option. Darüber hinaus werden auch Abfall- und Reststoffe bei weitem nicht ausreichen, um die Wirtschaft der Zukunft mit Rohmaterialien zu versorgen. Außerdem fordern die NGOs eine Partizipation von BürgerInnen und Zivilgesellschaft, die nicht nur auf dem Papier existiert und für die ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden. Initiiert wurde das Statement vom Bioeconomy Action Forum, bei dem denkhausbremen, FERN und ELF sich für eine verantwortungsvolle Bioökonomie engagieren.   NGOs raise concerns: Bioeconomy leads to further ecosystem exploitation The term „bioeconomy“ is intended to sound green and natural, a refreshing alternative to the fossil economy. But a closer look …

Rituraj Phukan: Indigene Völker stehen beim Klimawandel an vorderster Front

Rituraj Phukan im Gespräch mit denkhausbremen über die Art und Weise, wie indigene Gemeinschaften vom Klimawandel betroffen sind und wie ihre Kulturen und Bewirtschaftungspraktiken dazu beitragen könnten, zerstörte Natur wiederherzustellen und zu erhalten. Rituraj Phukan ist Umweltaktivist und Schriftsteller sowie Gründer und Vorsitzender des Indigenous People’s Climate Justice Forum. Er lebt in Assam (Indien). denkhausbremen: Wenn Sie an Klimagerechtigkeit denken, was sind die ersten Gedanken, die Ihnen in den Sinn kommen? Rituraj Phukan: Zunächst würde ich sagen, dass Klimagerechtigkeit entscheidend für soziale Gerechtigkeit ist. Indigene Völker und die Ärmsten der Armen gehören zu denjenigen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, sie haben aber keine Mittel, etwas dagegen zu tun. Dafür zu sorgen, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen können, das macht Klimagerechtigkeit für mich aus. Ich gehöre der indigenen Gemeinschaft der Tai-Ahom in Assam im östlichen Himalaya an. Für uns ist das Thema Klimagerechtigkeit sehr eng mit unserer Lebensweise verbunden. Wir sind zutiefst mit der Natur verbunden. Unser Leben, unsere Kulturen, unsere Ernährungssicherheit und Gesundheit – alles hängt direkt von der biologischen Vielfalt um …

Aktionstag gegen Holzverbrennung

PRESSEMITTEILUNG von Environmental Paper Network und denkhausbremen  NGOs aus der ganzen Welt protestieren am Internationalen Aktionstag gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung #BigBadBiomass Bundesregierung muss Holz als Energiequelle für Stromerzeugung und Gebäudewärme in Nationaler Biomassestrategie eine Absage erteilen.   Berlin / Brüssel / London / Helsinki / Tokio / Hobart / Kuala Lumpur / Jakarta / Johannesburg / Cayenne / Washington / Vancouver, 19. Oktober 2023 Am heutigen Tag protestieren Umweltorganisationen auf 6 Kontinenten gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung. Diese sei eine falsche, klimaschädliche Lösung, so die NGOs. Der internationale Aktionstag findet einen Monat vor dem Klimagipfel COP28 in Dubai statt, auf der das globale Ziel für erneuerbare Energien diskutiert wird. Ein globales Ziel für erneuerbare Energien darf keine Waldbiomasse einschließen, eine Energiequelle mit hohen Emissionen und zerstörerischen Auswirkungen – so die Mitorganisatoren des Aktionstages. Im Vorfeld des Weltklimagipfels COP28 in Dubai weist ein Netzwerk von mehr als 200 Nichtregierungsorganisationen weltweit heute auf die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Energieerzeugung aus Biomasse in großem Maßstab hin. Insbesondere die Verbrennung von Waldbiomasse ist …

Klimawandel trifft auf Ungleichheit

Im Zuge der Abendveranstaltung „Globale Klimagerechtigkeit und Deutschlands Verantwortung“ am 4. Oktober 2023 wurde schnell deutlich, wie zentral Gerechtigkeitsfragen im Klimaschutz sind. Zu Beginn machte Moderator Jonas Daldrup von denkhausbremen deutlich, wie unterschiedlich Menschen weltweit von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind. Während reiche Länder wie Deutschland Geld und Technologien hätten, um sich zumindest teilweise an den Klimawandel anzupassen, treffen die Folgen der Erhitzung ärmere Menschen mit besonderer Härte. Dabei hätten diese am allerwenigsten zum Entstehen dieser Krise beigetragen. Einen Bericht von Oxfam aus dem Jahr 2020 zitierte dann auch Rixa Schwarz, Bereichsleiterin Internationale Klimapolitik bei Germanwatch, in ihrem Vortrag. Demnach hat das reichste Prozent der Menschen zwischen 1990 und 2015 doppelt so viele CO2-Emissionen verursacht wie die ärmere Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Dass wohlhabende Länder durch ihre bisherigen „historischen“ Emissionen eine besondere Verantwortung für die Entstehung der Klimakrise haben, belegte Rixa Schwarz anhand vieler Grafiken und Zahlen. Aus dieser Verantwortung heraus müsste auch auf die politischen Verhandlungen im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) geschaut werden, an denen sie persönlich seit vielen Jahren teilnimmt. Dort spielen …

Nene Opoku: Der Ursprung der Klimakrise liegt im Kolonialismus

Nene Opoku im Gespräch mit denkhausbremen über die Zusammenhänge von Klimagerechtigkeit, Kolonialismus und Rassismus. Nene Opoku studiert Interdisziplinäre Antisemitismusforschung in Berlin und ist Gründungsmitglied des Black Earth Kollektivs, das die Perspektive von Menschen mit Rassismuserfahrung in der Klimabewegung stärken will. denkhausbremen: Wenn du an Klimagerechtigkeit denkst, was kommt dir persönlich als erstes in den Kopf? Nene Opoku: Ich muss vor allem daran denken, dass der Begriff Klimagerechtigkeit von der weißen Klimabewegung im Globalen Norden vereinnahmt wurde. Aus meiner Sicht ist den meisten Menschen, die diesen Begriff verwenden, dabei nicht wirklich bewusst, dass Klimagerechtigkeit ein bestehendes Konzept mit spezifischen Inhalten ist, das von Menschen im Globalen Süden geprägt wurde, die zunächst für Menschenrechte und gegen Rassismus und neokoloniale Ausbeutung im Kontext von Umweltzerstörung kämpften. Die Kritik richtete sich darauf, dass soziale Aspekte in den überwiegend marktbasierten Instrumenten um Klimaschutz kaum eine Rolle spielten. Der Begriff Klimagerechtigkeit ist also nicht irgendeine Erfindung aus dem Globalen Norden und eine bloße Zusammensetzung von “Klima” und “Gerechtigkeit”. Uns als Black Earth Kollektiv ist es sehr wichtig, darauf aufmerksam zu machen. …

Wenn der Biokapitalismus die Motorsäge auspackt

Umweltorganisationen warnen beim Forest Movement Europe vor einer Expansion der sogenannten Bioökonomie Es war wie immer ein Treffen im Wald für den Wald. Das jährlich stattfindende Spitzentreffen der Umweltorganisationen und Waldaktivistinnen wurde diesmal von der polnischen Organisation „Workshop for All Beings“ im Białowieża-Nationalpark im Nordosten Polens ausgerichtet. Diesmal stand ein Thema prominent auf der Tagesordnung, das der europäischen Umweltbewegung zunehmend Kopfschmerzen bereitet: Die Bedrohung der Wälder durch die Bioökonomie. Denn der Wald soll neben seinen Funktionen für Klima, Artenvielfalt oder Wasserhaushalt eine zentrale Rohstoffquelle für die Wirtschaft von morgen werden. Dabei ist Holz schon heute Energieträger, Ausgangsstoff für die Papierindustrie oder Baumaterial und könnte in Zukunft Erdöl in Colaflaschen und Teer als Straßenbelag ersetzen sowie Ausgangsstoff für weitere Produkte der Chemieindustrie sein. Und das soll erst der Anfang sein. Der große Kahlschlag steht daher möglicherweise unmittelbar bevor – zumindest wenn die Expansionsträume von Forstindustrie und Bioökonomie-Strategen wahr werden. Grund genug für denkhausbremen und seine Projektpartner Fern und ELF, sich gemeinsam mit den versammelten Kolleginnen und Kollegen eine Übersicht zu verschaffen, damit der Biokapitalismus noch in …

Performance zur Klimakrise

All of this is temporary ist in großen Buchstaben aus Wachs zu lesen im Raum PRO in der Bremer Knochenhauerstraße. Das alles ist vorübergehend. Unter dem Titel Schmelzen hat das Künstlerinnenkollektiv D.O.C.H. im Rahmen des Klimakultur-Projektes zur Auseinandersetzung mit der Klimakrise eingeladen. Besucher*innen sind aufgerufen, eine der vielen künstlerisch hergestellten Kerzen – neben dem Schriftzug auch in Form von Plastikflaschen, Chipstüten oder Eisbergen – anzuzünden und dabei zuzusehen, was das Feuer mit ihnen anstellt. Im Gegenzug für das Beichten persönlicher Klimasünden bekommen Interessierte kleine Kerzen in Form von Fußabdrücken ausgehändigt. Einige Stunden später haben sich die Kerzen – unter den begeisterten Augen der anwesenden Kinder – skurril verformt, teilweise aufgelöst. Durch die Flammen ist die Luft im Raum warm und stickig. Und in Gesprächen kommt die Frage auf, wer oder was eigentlich auf den Beichtstuhl gehört: Der einzelne Mensch oder die gesellschaftlichen Verhältnisse? Fotogallerie zur Performance „Schmelzen“. Fotos: Hannes von der Fecht Später am Abend begleitet der Violinkünstler Johannes Haase das Schmelzen der Kerzen musikalisch: Auf seiner elektronisch verstärkten Geige schafft er einen intensiven Klangteppich …