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Building a Better Bioeconomy

Neuausrichtung der EU-Bioökonomiestrategie: Für eine ökologisch und sozial nachhaltige Zukunft

Ende 2025 wird die Europäische Union ihre überarbeitete Bioökonomiestrategie vorstellen – ein Schritt mit weitreichenden Folgen für ländliche Räume, Unternehmen, den Klimaschutz und die Wälder Europas und weltweit. Während derzeit eine öffentliche Konsultation zu diesem Thema läuft, haben denkhausbremen und sein Projektpartner Fern im Rahmen eines von der Europäischen Umweltschutzinitiative (EURENI) geförderten Projekts am 12. Juni 2025 die hochkarätig besetzte Veranstaltung “Building a Better Bioeconomy” im Europäischen Parlament organisiert. Gastgeber:innen der Veranstaltung waren die Europaabgeordneten Maria Ohisalo (Grüne/EFA) und Michal Wiezik (Renew), unterstützt von BirdLife Europe, Oxfam und dem European Environmental Bureau.

Das Treffen vereinte über 50 Teilnehmer:innen aus ländlichen Gemeinden, der Wirtschaft, Forstwirtschaft und Zivilgesellschaft verschiedener europäischer Länder mit Vertreter:innen der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments. Das Ziel: Die neue Strategie soll den Weg für eine ökologisch und sozial tragfähige Bioökonomie ebnen.

In den Diskussionen wurde schnell deutlich: Die global verfügbare Biomasse ist begrenzt – und wird bereits heute übermäßig genutzt. Dies zeigen etwa die Überschreitungen planetarer Belastungsgrenzen, insbesondere im Bereich der Biodiversität, sowie die derzeitige „Human Appropriation of Net Primary Production (HANPP)“ von etwa 30 %. Eine einfache Substitution fossiler durch biogene Rohstoffe greift daher zu kurz. Stattdessen braucht es eine drastische Reduktion des Ressourcenverbrauchs und ein klares Bekenntnis zum Schutz der Ökosystemleistungen, die intakte Natur überhaupt erst ermöglicht.

Ein breiter Konsens – auch mit der anwesenden EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall – bestand darin, dass Biomasse als kostbare Ressource betrachtet und gemäß dem Kaskadenprinzip sowie im Sinne der Kreislaufwirtschaft möglichst effizient und langfristig genutzt werden sollte.

Vor diesem Hintergrund wurde auch scharfe Kritik an kurzlebigen Nutzungsformen laut – insbesondere an der energetischen Verwertung von Holzbiomasse, etwa durch industrielle Verbrennung von Primärholz. Viele der Teilnehmenden bezeichneten dies als ineffizient und ressourcenverschwendend und forderten ein Ende entsprechender EU-Subventionen.

      

Dass es Alternativen gibt, zeigten mehrere anwesende Forstpraktiker:innen. Sie setzen bereits heute auf stoffliche Nutzung von Holz sowie auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung – und stärken damit nicht nur die Umwelt, sondern auch die regionale Wirtschaft.

Gerade weil bioökonomische Entscheidungen direkte Auswirkungen auf die Menschen in den ländlichen Regionen haben, die unsere Wälder pflegen und bewirtschaften, ist es essenziell, ihre Perspektiven einzubeziehen und ihre Stimmen hörbar zu machen.

Wenn es gelingt, durch kluge Regulierung den Ressourcenverbrauch in Schlüsselbereichen wie Holzverbrennung und Tierfütterung spürbar zu senken, kann die Bioökonomie einen entscheidenden Beitrag leisten, die Nutzung natürlicher Ressourcen wieder innerhalb planetarer Grenzen zu bringen – Grenzen, die aktuell massiv überschritten sind. Mit der anstehenden Überarbeitung ihrer Bioökonomiestrategie hat die EU die Chance, in diese Richtung einen entscheidenden Schritt zu machen.

Im Rahmen der Veranstaltung überreichten die Organisator:innen der EU-Umweltkommissarin Roswall ein gemeinsames Positionspapier, in dem 60 zivilgesellschaftliche Organisationen aus Europa und darüber hinaus wesentliche Anforderungen an das kommende Update der EU Bioökonomiestrategie zusammengefasst haben.

Redner:innen:

  • Jessika Roswall, EU-Kommissarin für Umwelt, Wasserresilienz und eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft (Keynote)
  • Martin Jentzen, Forstmanager (Ekoskog, Schweden)
  • Anu Korosuo, Joint Research Centre
  • Anna Johansson, Gründerin von VistaHolm Byggnadshantverk
  • Rickard Troeng, Digitalunternehmer, Gründer von Skogsportalen
  • Pieter-Jan Desmet, CEO von Decospan
  • Joachim Spangenberg, Friends of the Earth