bioökonomie, Bremen spart Papier, Papier Verpackungen

Europäerinnen sind besorgt über die Zunahme von Papier- und Kartonverpackungen

PRESSEMITTEILUNG von denkhausbremen, Fern und Environmental Paper Network

Aktuelles Umfrageergebnis: Überwältigende Mehrheit der Europäerinnen sind besorgt über die Zunahme von Papier- und Kartonverpackungen.

Einwegverpackungen aus Papier nehmen zu, und Europäerinnen aller Altersgruppen zeigen sich besorgt über diesen Trend. Mehr als sieben von zehn Befragten in Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien und Finnland sind „beunruhigt über die Zunahme von Papier- und Pappverpackungen und fordern die Regierungen zum Handeln auf“, so eine neue YouGov-Umfrage, die heute veröffentlicht und von der Umweltorganisation Fern aus Brüssel in Auftrag gegeben wurde [1].

In Deutschland sind 73 % der Menschen über die Zunahme von Papierverpackungen und -abfälle besorgt. 57 %  finden die Auswirkungen auf die Wälder problematisch und 30 % ärgern sich über die Entsorgung der Verpackungsflut.

Dabei ist der Anstieg der Papierverpackungen dramatisch: Von 2012 bis 2020 steigerte sich in der Papierverpackungsabfall in der EU um 10 kg pro Kopf – mit drastischen Auswirkungen für die Umwelt: Die Zellstoff- und Papierindustrie ist weltweit einer der größten Verbraucher von Süßwasser, das während der Produktionsprozesse oftmals mit Chlorverbindungen verunreinigt wird. Die Branche verbraucht außerdem vier Prozent der weltweiten Energie, während sie immer weniger Arbeitsplätze bereitstellt.

Peter Gerhardt, denkhausbremen-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied im Environmental Paper Network: „Papier-Einwegverpackungen erreichen in der EU ein historisches Hoch. Dafür werden Wälder geplündert, unsere Umwelt verschmutzt und die Klima- und Biodiversitätskrise verschärft. Unsere Umfrage zeigt, dass die Menschen in Deutschland und Europa eine klare Botschaft haben: Wir wollen das nicht.“

Hannah Mowat, Kampagnenleiterin bei Fern, sagt: „Diese Umfrage zeigt, dass die europäischen Verbraucher*innen ihren Politiker*innen weit voraus sind, wenn es um Papierverpackungsabfälle geht. Sie sind beunruhigt über den Anstieg der Papierverpackungen und die Auswirkungen auf die Wälder, fühlen sich aber nicht in der Lage, etwas zu ändern. Es ist an der Zeit, dass die EU die Verbraucher*innen vor den Praktiken der Verpackungsindustrie schützt und zu einer echten Kreislaufwirtschaft übergeht, die lokale Arbeitsplätze fördert und das Klima und die biologische Vielfalt schützt.“

Ein jetzt von der EU vorgelegter Gesetzesentwurf sieht Mindestziele für die Abfallreduzierung in den Mitgliedsländern vor und verlangt größere Investitionen in Vertriebs- und Sammelsysteme für wiederverwendbare Verpackungen. Dagegen läuft die Verpackungslobby Sturm, und es gibt erste Anzeichen dafür, dass die ohnehin unzureichende Verordnung in einer Weise verwässert werden könnte, die das Problem des Papierverpackungsabfalls sogar noch verschärft.

Einige Akteure der Verpackungsbranche plädieren dafür, von Einweg-Plastikverpackungen auf Einweg-Papierverpackungen umzusteigen, aber das wäre eine Katastrophe. Bereits jetzt werden jährlich etwa drei Milliarden Bäume gefällt, um die steigende Nachfrage nach Papierverpackungen zu decken. Alte Papier- und Zellstofffabriken werden in ganz Europa erweitert, und neue werden gebaut.

In der vergangenen Woche haben Fern und das Environmental Paper Network einen Bericht veröffentlicht, der die sozialen und ökologischen Kosten des Papier-Verpackungssektors aufzeigt und Fallstudien aus Portugal, Schweden, Finnland, Chile und Indonesien enthält.

Sergio Baffoni, Kampagnenleiter beim Environmental Paper Network, sagt: „Die europäischen Verbraucher*innen haben die Nase voll von übermäßigen Verpackungen und werden sich der Tatsache bewusst, dass Papier nicht automatisch ‚grün‘ ist. Die Produktion von immer mehr Einwegverpackungen aus Papier verschärft die Umweltkrise, aber echte Lösungen gibt es für jeden, der sich dafür interessiert. Es wäre ein guter Anfang, dort, wo es möglich ist, ganz auf Verpackungen zu verzichten, und dort, wo es nicht möglich ist, Regelungen für groß angelegte, integrierte Wiederverwendungssysteme zu treffen.“

Für Rückfragen in deutscher Sprache:
Peter Gerhardt, denkhausbremen +49 163 7558366

 

Anmerkungen für die Redaktionen:
[1] Dies ist eine YouGov-Umfrage, die von Fern in Auftrag gegeben wurde, um die Einstellung der Öffentlichkeit zu Papierverpackungen und Papierverpackungsabfällen in Frankreich, Deutschland, Italien, Finnland und Schweden zu untersuchen.
Alle Zahlen stammen, sofern nicht anders angegeben, von YouGov Plc. Die Gesamtstichprobe umfasste knapp über 6.000 Personen, davon etwa 2.000 in Deutschland und 1.000 in anderen Ländern. Die Umfrage wurde online zwischen dem 11. und 17. April 2023 durchgeführt. Die Zahlen wurden gewichtet und sind, sofern nicht anders angegeben, repräsentativ für alle Erwachsenen in Frankreich, Deutschland, Italien, Finnland und Schweden (ab 18 Jahren).

[2] Das Europäische Parlament und der Rat der EU prüfen derzeit einen Vorschlag der Europäischen Kommission für eine neue Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR), die eine bestehende Richtlinie ersetzen soll. Die Ansichten der NRO zum Entwurf der PPWR in Bezug auf Papierverpackungen finden Sie in diesem Positionspapier.

 Über die beteiligen Organisationen:

denkhausbremen setzt sich als gemeinnützige Organisation für eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Zukunft ein. Die in Bremen beheimatete Organisation arbeitet eng mit den relevanten Umwelt- und Entwicklungsverbänden, Initiativen für soziale Gerechtigkeit sowie mit progressiven Wissenschaftler*innen zusammen. denkhausbremen stellt eigene Recherchen an, veröffentlicht Studien und setzt seine Ideen in meist bundesweiten Projekten um. Konkret heißt das: Beim Thema Bioökonomie werden die Stimmen der Zivilgesellschaft gebündelt und in die Bundespolitik eingespeist. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kooperationen mit Initiativen aus dem einkommensschwachen Teil der Bevölkerung für eine gerechte Zukunft und ein breitgefächertes Engagement für den Klimaschutz.

Die 1995 gegründete Organisation Fern hat ihren Sitz im Herzen der EU und setzt sich für den Schutz der Wälder und der Rechte der Menschen ein, die von ihnen abhängen. Wir treffen Entscheidungen im Konsens und führen Kampagnen gemeinsam mit Sozial- und Umweltorganisationen und -bewegungen in der ganzen Welt durch. Wir ermitteln die Bedrohungen, denen die Wälder der Welt ausgesetzt sind, und arbeiten mit den betroffenen Menschen, Sozial- und Umweltorganisationen und politischen Entscheidungsträgern zusammen, um Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, bei denen die EU etwas bewirken kann.

EPN International ist organisiert die Mitglieder des Netzwerks jenseits von Nordamerikas und China, die jeweils eigenständige Koordinationstellen haben. Das Environmental Paper Network (EPN) ist ein weltweites Netzwerk von über 150 zivilgesellschaftlichen Organisationen, die gemeinsam an der Global Paper Vision arbeiten. Diese Vision drückt unser gemeinsames Ziel aus, einen Wandel in der Zellstoff- und Papierindustrie und in der Gesellschaft insgesamt herbeizuführen, damit die Papierproduktion und -nutzung zu einer sauberen, gesunden, gerechten und nachhaltigen Zukunft für das Leben auf der Erde beiträgt.