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Mission Umsetzungsplan – Bioökonomierat macht sich auf den Weg

Der frisch berufene Bioökonomierat soll der Bundesregierung mit Expertise beim Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft zur Seite stehen. Ob dieser Wandel gelingen kann, hängt auch davon ab, ob sich der Rat zu einer sozial-ökologischen Transformation bekennt.

Aller guten Dinge sind drei. Es wird sich zeigen, inwiefern diese Weisheit auch für den Bioökonomierat zutrifft, der jetzt in seiner dritten Auflage an den Start geht. Im Dezember 2020 wurde das Gremium für drei Jahre von der Bundesregierung berufen, das sich aus insgesamt zwanzig Wissenschaftler*innen und Verbandsvertreter*innen zusammensetzt.

Neu ist diesmal, dass u.a. auch die Ministerien für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit aktiv bei der Besetzung des Rats miteinbezogen wurden. Entsprechend bunter ist jetzt die Expert*innen-Runde, die sich aus dem Dunstkreis der Biotech-Lobby bis hin zur Umweltbewegung rekrutiert. Im Gegensatz zu früher ist das ein klarer Fortschritt: Bislang war der Rat die Domäne eher technologiefreundlicher Ressorts und daher kein Hort für Öko- und Gerechtigkeitsthemen.

Insofern ist es kaum überraschend, wie einseitig gefärbt das Vorgängergremium – der Bioökonmierat II – zentrale Zukunftsfragen beantwortet hat: Vorbehalte gegenüber Gentechnik? Beruhen in erster Linie auf Gefühlen und weniger auf Fakten! Wie die Holzversorgung gewährleisten? Mit naturfernen Nadelbäumen und dem Einsatz von Pflanzenschutz im Wald! Zu wenig heimische Biomasse? “Rohstoffpartnerschaften” mit Südamerika können helfen!

Doch nun sind die Karten neu gemischt und im aufgebohrten Bioökonomierat befinden sich jetzt Mitglieder, für die planetare Grenzen als auch die Perspektive des globalen Südens zentral sind. Das ist auch dringend notwendig, denn das Gremium soll sich vorrangig damit beschäftigen, die im vergangenen Jahr von der Bundesregierung vorgelegte Bioökonomiestrategie in die politische Praxis zu bringen.

Ein Umsetzungsplan soll her. Das ist kein einfaches Unterfangen, denn die Bioökonomiestrategie ist so ziemlich das genaue Gegenteil – ein sehr wolkiges, uneindeutiges Dokument, das es letztendlich allen recht machen will. Die Strategie lobt Ökolandbau und industrielle Landwirtschaft gleichermaßen über den grünen Klee und umschifft die heiklen Themen: Das Wort Gentechnik fällt auf den fünfzig Seiten nicht einmal.

Die Millionen-Dollar-Frage für den neuen Rat lautet deshalb: Wie generiert man aus so einer diffusen Nachrichtenlage eine eindeutige politische Richtung für eine Bioökonomie, die ökologisch nachhaltig und sozial gerecht sein soll? Wie fast immer, liegt auch hier der Teufel im Detail. Sich auf der Metaebene über eine nachhaltige und verantwortungsvolle Zukunft einig zu sein ist eine einfache Übung, die industrielle Landwirtschaft für mehr Artenschutz wirksam einzuhegen dagegen um so schwerer.

Damit die Wirtschaft der Zukunft sozial gerecht und ökologisch nachhaltig ist, sind auch Konzepte jenseits der industriellen Markt- und Verwertungslogik unabdingbar. Es wird sich zeigen, inwiefern der Bioökonomierat die notwendige Kraft entwickeln kann, Zukunft innerhalb der planetaren Grenzen zu gestalten.

Folgende Personen wurden in den Rat berufen:

Regina Birner, Professorin für Sozialen und institutionellen Wandel, Uni Hohenheim
Michael Böcher, Professor für Politikwissenschaft, Uni Magdeburg
Viola Bronsema, Dr., BIO Deutschland e. V.
Thomas Brück, Professor für Synthetische Biotechnologie, TU München
Jürgen Eck, Dr., bio.IMPACT & SymbioPharm GmbH
Peter Feindt, Professor im Fachgebiet Agrar- und Ernährungspolitik, Humboldt-Universität
Maja Göpel, Professorin, THE NEW INSTITUTE Foundation gGmbH
Ulrike Grote, Professorin am Institut für Umweltökonomik und Welthandel, Uni Hannover
Stefanie Heiden, Professorin am Institut für Innovations-Forschung, Uni Hannover
Ralf Kindervater, Professor, BIOPRO Baden-Württemberg GmbH
Thomas Lemke, Professor für Soziologie, Uni Frankfurt
Iris Lewandowski, Professorin für nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie, Uni Hohenheim
Felix Prinz zu Löwenstein, Dr., Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
Kai Niebert, Professor, Deutscher Naturschutzring (DNR)
Monika Pischetsrieder, Professorin für Lebensmittelchemie, Uni Erlangen-Nürnberg
Klaus Richter, Professor für Holzwissenschaft, TU München
Imme Scholz, Professorin, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Beatrix Tappeser, Dr., Staatssekretärin a. D.
Daniela Thrän, Professorin am Deutschen Biomasseforschungszentrum
Markus Wolperdinger, Dr., Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik