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Perspektivwechsel Klimagerechtigkeit

Der Klimawandel droht, die globalen Ungerechtigkeiten dramatisch zu verschärfen. Mit dem Projekt “Perspektivwechsel Klimagerechtigkeit” möchte denkhausbremen die Themen Klimagerechtigkeit und Klimaflucht verstärkt in den Blick nehmen und dazu beitragen, die Perspektiven von Menschen aufzuzeigen, die von den Auswirkungen der Klimakrise schon heute besonders stark betroffen sind. 

Die Folgen der Klimakrise betreffen Menschen weltweit – allerdings bei Weitem nicht alle im gleichen Maße. Unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden paradoxerweise ausgerechnet diejenigen am stärksten, die bereits heute von Armut und Hunger betroffen sind und selbst am wenigsten zu der Entstehung der Klimakrise beigetragen haben. Die eigentlichen Hauptverursacher der Klimakrise, die wohlhabenden Industriestaaten, verfügen hingegen über finanzielle Mittel, um die Erderwärmung mit Anpassungsmaßnahmen teilweise abzufedern.

Als Folge des Klimawandels werden unzählige Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und dazu gezwungen sein, ihre Heimat zu verlassen. Laut Schätzungen der Weltbank könnten bis zum Jahr 2050 etwa 216 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden [1]. Besonders im Globalen Süden werden ganze Regionen aufgrund von Hitze, Dürre, Wasserknappheit und anderen extremen Wetterereignissen unbewohnbar oder drohen angesichts des steigenden Meeresspiegels im Wasser zu versinken.

„Schnelle, weitreichende und nie dagewesene Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft“, fordert der Weltklimarat IPCC, um die schlimmsten Folgen der Erderwärmung noch zu verhindern. Angesichts ihrer überproportional hohen CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung ist es vor allem die Pflicht Europas und der USA, endlich zu handeln. Deutschland landet im globalen Vergleich des historischen Treibhausgasausstoßes seit 1850 durch Kohle, Öl, Gas und Zement sogar auf Platz vier und trägt damit eine besondere Verantwortung [2].

Die Realität sieht allerdings ernüchternd aus. Von einem radikalen Umsteuern bei der Klimapolitik seitens der Industriestaaten ist auch auf dem aktuellen UN-Weltklimagipfel in Sharm El-Sheik, der mittlerweile das 27. Jahr in Folge stattfindet, nur wenig zu spüren. Auch das Versprechen der Industriestaaten, dem Globalen Süden ab 2020 pro Jahr 100 Milliarden US-Dollar für die Energiewende und Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung zu stellen, wurde bislang nicht eingehalten [3].

Eine ambitionierte internationale Klimapolitik ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Solidarität mit Menschen, die von den Auswirkungen der Klimakrise besonders betroffen sind. Deren Stimmen werden in der eher technikorientierten Klima-Debatte um politische Strategien und Instrumente zur Reduzierung von CO2-Emissionen aber bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Die Umsetzung von Klimagerechtigkeit erfordert daher auch, Räume für den Dialog zu schaffen.

Das neue Projekt “Perspektivwechsel Klimagerechtigkeit” von denkhausbremen setzt genau hier an. Im Zuge einer Veranstaltungs- und Interviewreihe wollen wir Antworten auf gesellschaftliche Fragen rund um die Themen Klimagerechtigkeit und Klimaflucht suchen, wie zum Beispiel: Wie können Länder, die vom Klimawandel besonders betroffen sind, noch stärker unterstützt werden? Welche Herausforderungen ergeben sich für die internationale Weltgemeinschaft durch Klimaflucht? Wie lässt sich globale Klimagerechtigkeit konkret in Bremen umsetzen? Dabei möchten wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Thema Klimagerechtigkeit eine Stimme geben, von Klimaflüchtlingen oder Kleinbäuer*innen bis hin zu Politiker*innen, Wissenschaftler*innen oder Aktivist*innen. Für politisches Engagement und die gesellschaftliche Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen braucht es Solidarität mit den Betroffenen – und dazu kann ein Perspektivwechsel einen wichtigen Beitrag liefern.

Fragen zum Projekt? Dann nehmen Sie gern Kontakt zu Jana Otten auf (jana@denkhausbremen.de).

Titelfoto: Jana Otten

Quellen:

[1] https://www.worldbank.org/en/news/press-release/2021/09/13/climate-change-could-force-216-million-people-to-migrate-within-their-own-countries-by-2050

[2] https://www.carbonbrief.org/analysis-which-countries-are-historically-responsible-for-climate-change/

[3] https://www.bmz.de/de/themen/klimawandel-und-entwicklung/klimapolitik-ist-auch-immer-entwicklungspolitik-96152