Alle Artikel in: Allgemein

Harald Ginzky: Der Klimafußabdruck steigt mit der Größe des Geldbeutels

Dr. Harald Ginzky arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Umweltjurist und Transformationswissenschaftler für das Umweltbundesamt und verhandelt für Deutschland internationale Umweltverträge. 2019 hat er den Arbeitskreis der SPD Bremen Stadt – Klimaschutz, Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften mitgegründet, den er seitdem zusammen mit Bianca Wenke leitet. Im Gespräch mit denkhausbremen – das er ausdrücklich nicht für das Umweltbundesamt, sondern als Sprecher des genannten AK führte – erläutert er die Herausforderungen für die SPD im Hinblick auf einen gerechten Klimaschutz (Foto: Ana Rodríguez). denkhausbremen: Was bedeutet Klimagerechtigkeit für Sie? Was kommt Ihnen spontan dazu in den Sinn?  Harald Ginzky: Gerechtigkeit können wir nur erreichen, wenn wir verstehen, was die eigentliche Herausforderung von Klimapolitik ist. Oft wird so getan, als ginge es im Wesentlichen um das Mindern von Treibhausgasemissionen. Meines Erachtens ist das grundfalsch und führt an sich schon zu einem elitären und nicht-gerechten Herangehen. Im Kern geht es um etwas Anderes: Es geht darum, das Wirtschaften und das gesellschaftliche Miteinander so zu verändern, dass bei Treibhausgasneutralität weiterhin für alle gute Arbeit und ein zufriedenes Leben möglich …

Veranstaltung „Globale Klimagerechtigkeit“ am 13.6. in der Bremischen Buergerschaft

Donnerstag, 13. Juni 2024 von 18 bis 20 Uhr im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft Die Klimakrise ist da, unwiderruflich. Die Bewältigung ihrer Folgen geht uns alle an. Dabei sollten die Lasten gerecht verteilt werden. Wie können wir die Bedürfnisse gerade der Menschen berücksichtigen, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind? Welche Erwartungen haben Menschen aus dem Globalen Süden? Globale Klimagerechtigkeit kann auch lokal gestaltet werden. Was das für Bremen bedeutet und wie vor Ort ein Beitrag zur Klimagerechtigkeit geleistet werden kann, soll Thema dieser Diskussionsveranstaltung sein. Begrüßung: Sahhanim Görgü-Philipp – Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft Jana Otten und Jonas Daldrup – denkhausbremen Katja Muchow – BUND Bremen Keynote: Peter Emorinken-Donatus, Umweltaktivist und taz Panter Preisträger Wir diskutieren anschließend mit: Virginie Kamche – Afrika Netzwerk Bremen – „Klimaschutz ist ein Privileg“ Peter Emorinken-Donatus – Umweltaktivist und taz Panter Preisträger – „Der Kolonialismus ist nicht vorbei“ Philipp Bruck – Bündnis 90 /Die Grünen, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, Sprecher für Klimapolitik Wiebke Winter – CDU, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und im CDU-Bundesvorstand Arno Gottschalk – SPD, …

Informieren, zusammentun und engagieren

Bürgergespräch über Solarstrom vom Acker in der Uckermark Informieren, zusammentun und engagieren So oder so ähnlich lautet der Empfehlungs-Dreiklang, den Katja Neels und Dieter Arndt der versammelten Bürgerrunde in Ringenwalde (Uckermark) mit auf den Weg gaben. Demnach lohnt es sich für Anwohnerinnen und Anwohner in vielerlei Hinsicht, sich kundig zu machen und einzumischen, wenn in der eigenen Gemeinde eine größere Ackerfläche mit Solarmodulen bestückt werden soll. Das Interesse an Information und Austausch war jedenfalls groß, denn über 50 Personen folgten der Einladung des Heimatvereins Ringenwalde, der Bürgerstiftung und denkhausbremen. Um sich über Freiflächen-Photovoltaik – so heißen die Solarmodule auf dem Acker eigentlich ganz genau – zu informieren und ins Gespräch zu kommen. Mit Solarstrom vom Acker ist es in vielen Fällen bislang nicht gut gelaufen – davon wusste Dieter Arndt, Ortsvorsteher von Altfriedland und Unterstützer der Dorfbewegung Brandenburg, ein Lied zu singen. Obwohl seine Gemeinde Neuhardenberg mit vielen hundert Hektar solcher Anlagen zugepflastert ist, sieht die Öffentlichkeit dort kaum etwas von den üppigen Gewinnen. Dafür machen sich die Investoren die Taschen voll. Das soll sich …

Klimakrise, Migration und Menschenrechte

Am 22. April 2024 fand im Kulturhaus Walle mit über 50 Teilnehmer*innen die Veranstaltung „Klimamigration: Wie die Klimakrise Menschen in die Flucht treibt“ statt, die denkhausbremen in Kooperation mit der Deutschen Klimastiftung und Fluchtraum Bremen veranstaltete. Zu Beginn des Abends gab denkhausbremen-Projektleiterin Jana Otten eine Einführung zum Thema und erläuterte die Hintergründe des Projektes „Perspektivwechsel Klimagerechtigkeit“. Sie verdeutlichte, dass sich das Ausmaß der Ungerechtigkeit vor allem darin zeige, dass die Klimakrise Menschen im Globalen Süden mit besonderer Härte trifft – und damit ausgerechnet diejenigen, die kaum zur Erwärmung des Klimas beigetragen haben. Für Europa und die USA, die durch den enormen Ausstoß von Treibhausgasen in der Vergangenheit und heute hauptverantwortlich sind für die Klimakrise – und in Form von wirtschaftlicher Entwicklung und Wohlstand davon profitieren – ergibt sich daraus eine klare Verantwortung zum konsequenten Klimaschutz sowie zur Unterstützung der von den Folgen der Klimakrise am stärksten betroffenen Menschen. Yara Behrens, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Deutschen KlimaStiftung, stellte die Fotoausstellung „Klimagesichter“ vor, die an diesem Abend im Kulturhaus Walle aufgebaut war. Die Ausstellung zeigt Porträt-Bilder von …

Kira Vinke: Klimamigration ist ein Kampf ums Überleben

Dr. Kira Vinke ist die Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Darüber hinaus ist sie Ko-Vorsitzende des Beirats der Bundesregierung „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“. Mit denkhausbremen spricht Dr. Kira Vinke über globale Klimagerechtigkeit, klimawandel-bedingte Migration und die Forderung nach einem sogenannten „Klimapass“ (Foto: DGAP / Zsófia Pölöske). denkhausbremen: Was bedeutet Klimagerechtigkeit für Sie? Kira Vinke: Klimagerechtigkeit hat viele Dimensionen. Für mich persönlich steht das Verursacherprinzip im Zentrum. Wer ist für den Klimawandel verantwortlich – und trägt somit auch Verantwortung für diejenigen, die am schwersten von der Klimakrise betroffen sind? Die Ursachen und Wirkungen des Klimawandels sind sehr ungleich verteilt. Die Personen oder Länder, die am meisten zum Ausstoß von Treibhausgasen beitragen, sind nicht allein diejenigen, die davon betroffen sind. Die Klimakrise wirkt sich auch auf Menschen aus, die nur wenig zu den Emissionen beitragen. Diese unterschiedliche Betroffenheit von Menschen sehen wir ebenso bei der gesellschaftlichen Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Die Bepreisung von CO2 trifft oft einkommensschwache Haushalte überproportional. Die Veränderungen müssen sozial gerecht gestaltet werden, …

Martin Michalik: Klimagerechtigkeit fängt vor der eigenen Haustür an

Martin Michalik ist klimapolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bremischen Bürgerschaft. Anfang 2020 bis Ende 2021 war er Vorsitzender der Enquete-Kommission Klimaschutz, die eine Klimaschutzstrategie für Bremen entwickelt hat. Im Gespräch mit denkhausbremen erläutert Martin Michalik, welche Rolle Klimagerechtigkeit in seiner politischen Arbeit spielt und was jede*r Einzelne im alltäglichen Handeln zum Klimaschutz beitragen kann (Foto: Ana Rodríguez). Was bedeutet globale Klimagerechtigkeit für Sie?  Für mich hat das Thema sehr viel mit Privilegien zu tun. Ich bin mir bewusst, dass ich im Vergleich zu vielen anderen Menschen auf dieser Erde sehr privilegiert lebe. Für mich ergibt sich daraus eine klare persönliche Verantwortung bei meinem eigenen Handeln, durch die ich ein Stück weit Gerechtigkeit schaffen kann. Zu welchen Bedingungen wird meine Kleidung produziert? Woher kommen die Lebensmittel, die ich im Supermarkt kaufe? Kann das Auto heute mal in der Garage stehen bleiben? Oder wenn ich schon eine Flugreise mache, kann ich die CO2-Emissionen kompensieren – etwa durch die finanzielle Unterstützung von Baumpflanzaktionen im Globalen Süden? Ich denke, das sind Fragen, die wir uns …

Abendveranstaltung „Klimamigration“ am 22. April 2024 im Kulturhaus Walle

Klimamigration: Wie die Klimakrise Menschen in die Flucht treibt Montag, 22. April 2024 im Kulturhaus Walle Die Klimakrise bedroht weltweit schon heute die Lebensgrundlage von unzähligen Menschen. Besonders im Globalen Süden könnten ganze Regionen aufgrund von Hitze, Dürre oder Überschwemmungen unbewohnbar werden. Im Kampf ums Überleben bleibt Flucht häufig der letzte Ausweg. Laut der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen ist die Klimakrise in den letzten Jahren zur Hauptursache für neue Vertreibungen geworden. Die Veranstaltung „Klimamigration: Wie die Klimakrise Menschen in die Flucht treibt“ widmet sich genau diesem Thema. Welche Weltregionen sind am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen und welche Herausforderungen ergeben sich dadurch für die internationale Gemeinschaft? Welche Rechte haben sog. Klimamigrant*innen? Was passiert, wenn ganze Staaten im Meer versinken? Und was hat das alles mit Klimagerechtigkeit und Bremen zu tun? Das sind Fragen, um die es an diesem Abend gehen wird. Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie im Programm. Im Zuge der Veranstaltung wird auch die von der Deutschen KlimaStiftung entwickelte Fotoasstellung „Klimagesichter” gezeigt. 18:15 Uhr Einlass und Rundgang durch …

Digitale Ausstellung „Zukunftsfähig mit Papier“

Acht Tafeln liefern knappe Hintergründe zu sozialen und ökologischen Folgen unseres hohen Papierverbrauchs, den Auswirkungen auf Klima, Artenvielfalt und Menschen im globalen Süden und zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf.  Vor allem die sozialen Auswirkungen unseres Papierkonsums sind viel zu wenig bekannt: In Brasilien, Uruguay und Chile, woher wir große Mengen Zellstoff beziehen, breiten sich Eukalyptusplantagen für raschen Holznachschub immer weiter aus. Bauernfamilien werden vielfach unter schweren Menschenrechtsverletzungen von ihrem Land vertrieben. Zudem belasten die Monokulturen – von Einheimischen „Grüne Wüsten“ genannt – Böden und Gewässer durch Pestizide und Düngemittel, trocknen Wasserquellen aus, fördern schwere Brände.  Die Ausstellung motiviert dazu, durch sparsame Nutzung und Einsatz von Recyclingpapier mit Blauem Engel Teil der Lösung zu sein. Sie verweist auf politisches Engagement, um z. B. Einweg-Verpackungen durch bundesweit einheitliche Mehrwegsysteme zu ersetzen. Mit zahlreichen Tipps für Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und öko-fairen Konsum wird auch ein Brückenschlag zu anderen Handlungsfeldern vollzogen, samt Ansprechpartnern für weiterführende Infos. „Zukunftsfähiger Umgang mit Papier“ wurde entwickelt vom Forum Ökologie & Papier und der Kreativagentur Studio nice Hamburg, gefördert von Engagement Global / BMZ und Brot …

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie Bremen, Brüssel – 12. März 2024 Positionspapier als PDF hier herunterladen! Aus Anlass der bevorstehenden Überarbeitung der EU-Bioökonomie-Strategie fordern 70 NGOs in einem heute veröffentlichten Positionspapier eine Bioökonomie, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch sozial gerecht sein muss. Die unterzeichnenden Organisationen betonen, dass sich dafür der Fokus der Bioökonomiestrategie grundlegend ändern muss. Die aktuelle Verschwendungs-Wirtschaft muss gestoppt werden. Auch Biomasse-Importe aus dem globalen Süden im großen Maßstab sind dafür keine Option. Darüber hinaus werden auch Abfall- und Reststoffe bei weitem nicht ausreichen, um die Wirtschaft der Zukunft mit Rohmaterialien zu versorgen. Außerdem fordern die NGOs eine Partizipation von BürgerInnen und Zivilgesellschaft, die nicht nur auf dem Papier existiert und für die ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden. Initiiert wurde das Statement vom Bioeconomy Action Forum, bei dem denkhausbremen, FERN und ELF sich für eine verantwortungsvolle Bioökonomie engagieren.   NGOs raise concerns: Bioeconomy leads to further ecosystem exploitation The term „bioeconomy“ is intended to sound green and natural, a refreshing alternative to the fossil economy. But a closer look …

Butter bei die Fische: Wie geht ökologischer Wandel sozial gerecht in der Praxis?

“Butter bei die Fische” ist Norddeutsch und heißt so viel wie endlich mal zur Sache kommen. Plastikwörter, Floskel-Bingo und nichtssagende Beschwichtigungs-Formeln sind dabei tabu. Genau das wollen wir uns auch zu Herzen nehmen. Denn wir müssen dringend Reden. Über sozial gerechte Wege in eine ökologische Zukunft. Mit denen, die sonst nicht an politischen Zukunftsdebatten beteiligt sind: Mit Menschen – die sich enttäuscht von der Politik abgewendet haben oder mit über die Runden kommen beschäftigt sind. Um dann gemeinsam und kraftvoll Handeln zu können. Wie zum Beispiel beim Klimaschutz.  Denn es ist ja so: Umweltpolitik, die langfristig und erfolgreich wirkt, muss möglichst viele mitnehmen. Das erfordern allein schon die Spielregeln der Demokratie, nach denen Entscheidungen von Mehrheiten getragen werden. Der erforderliche Umbau in Richtung einer zukunftsfähigen Gesellschaft ist aber viel mehr als eine x-beliebige politische Entscheidung im üblichen Klein-Klein. Große Herausforderungen wie das Ausfransen der Gesellschaft in oben und unten, alarmierende Signale bei Klima, Artenvielfalt und Ressourcen- verbrauch benötigen als Antwort mehr, als eine kleine Kurskorrektur. Es geht um ein grundsätzliches Umsteuern. Die gesellschaftliche Kraft für solche …