Alle Artikel in: bioökonomie

Europäische Konferenz: Auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen Bioökonomie

Welche politischen Rahmenbedingungen sind notwendig, damit eine zukünftige Bioökonomie in Europa sowohl sozial gerecht als auch ökologisch nachhaltig gestaltet werden kann? Die von denkhausbremen organisierte Konferenz mit hochkarätigen Gästen versuchte, Antworten auf diese Frage zu geben. Rund 40 Teilnehmer*innen aus neun verschiedenen europäischen Ländern kamen zu einer dreitägigen Klausur in Lychen, nahe Berlin, zusammen. Vertreter*innen von Europäischer Kommission, Bundesregierung, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft diskutierten in Podiumsrunden im Anschluss an zahlreiche Impulsvorträge. Ein künstlerisches Rahmenprogramm rundete die erfolgreiche Veranstaltung ab. Ein zentraler Punkt, der während der gesamten Konferenz betont wurde, war die begrenzte Verfügbarkeit von biobasierten Ressourcen, da Ökosysteme bereits unter Druck stehen – vor allem auch durch den derzeitigen Biomasseverbrauch. Zudem wurde die potenzielle Gefahr angesprochen, dass der sogenannte Globale Süden hauptsächlich als Rohstofflieferant für eine europäische Bioökonomie dienen könnte. Letztlich waren sich die Teilnehmer*innen jedoch einig, dass die Bioökonomie Teil der Lösung sein kann – vorausgesetzt, die richtigen politischen Rahmenbedingungen sind gegeben. Die Diskussionen konnten an aktuelle politische Prozesse anknüpfen, da die EU derzeit ihre Bioökonomiestrategie überarbeitet und plant, bis Ende nächsten Jahres eine …

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie

70 NGOs fordern eine ökologische und sozial gerechte EU-Bioökonomie-Strategie Bremen, Brüssel – 12. März 2024 Positionspapier als PDF hier herunterladen! Aus Anlass der bevorstehenden Überarbeitung der EU-Bioökonomie-Strategie fordern 70 NGOs in einem heute veröffentlichten Positionspapier eine Bioökonomie, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch sozial gerecht sein muss. Die unterzeichnenden Organisationen betonen, dass sich dafür der Fokus der Bioökonomiestrategie grundlegend ändern muss. Die aktuelle Verschwendungs-Wirtschaft muss gestoppt werden. Auch Biomasse-Importe aus dem globalen Süden im großen Maßstab sind dafür keine Option. Darüber hinaus werden auch Abfall- und Reststoffe bei weitem nicht ausreichen, um die Wirtschaft der Zukunft mit Rohmaterialien zu versorgen. Außerdem fordern die NGOs eine Partizipation von BürgerInnen und Zivilgesellschaft, die nicht nur auf dem Papier existiert und für die ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden. Initiiert wurde das Statement vom Bioeconomy Action Forum, bei dem denkhausbremen, FERN und ELF sich für eine verantwortungsvolle Bioökonomie engagieren.   NGOs raise concerns: Bioeconomy leads to further ecosystem exploitation The term „bioeconomy“ is intended to sound green and natural, a refreshing alternative to the fossil economy. But a closer look …

Studie: The potential of forests to supply the European bioeconomy

Unsere Kollegen von Fern aus Brüssel haben eine Studie in Auftrag gegeben: Haben die Wälder in der Europäischen Union ausreichend Kapazitäten, um eine zukünftige EU-Bioökonomie nachhaltig mit Rohstoffen zu versorgen?  Das Ergebnis ist eindeutig: Eine Ausweitung der europäischen Bioökonomie wäre für die Wald-Ökosysteme fatal. Zumindest dann, wenn der Verbrauch bei den Anwendungen und Industrien, die schon heute Holz als Rohstoff nutzen, unverändert hoch bleibt. Deshalb müssen alle Maßnahmen, Verordnungen und Gesetze auf den Prüfstand, die Auswirkungen auf den europäischen Holzverbrauch haben. Dies betrifft auch Politikprozesse wie die aktuell diskutierte EU-Verpackungsverordnung. Diese sollte etwa sinnlose Holzverschwendung für Wegwerf-to-go-Verpackungen aus Papier konsequent verbieten. Darüber hinaus wird nach wie vor der größte Teil der europäischen Laubholzernte durch den Schornstein verheizt und steht deshalb nicht für eine Kreislaufwirtschaft und stoffliche Anwendungen zur Verfügung. Auch die Bioökonomiestrategie der Europäischen Union sollte den begrenzten ökologisch verantwortungsvollen Biomassemengen Rechnung tragen, die von europäischen Wäldern bereitgestellt werden können.  Gemeinsam mit Fern und der Organisation Estonian Fund for Nature (Eestimaa Looduse Fond, ELF) aus Estland engagiert sich denkhausbremen in dem europäischen Verbundprojekt „Strengthening the …

Aktionstag gegen Holzverbrennung

PRESSEMITTEILUNG von Environmental Paper Network und denkhausbremen  NGOs aus der ganzen Welt protestieren am Internationalen Aktionstag gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung #BigBadBiomass Bundesregierung muss Holz als Energiequelle für Stromerzeugung und Gebäudewärme in Nationaler Biomassestrategie eine Absage erteilen.   Berlin / Brüssel / London / Helsinki / Tokio / Hobart / Kuala Lumpur / Jakarta / Johannesburg / Cayenne / Washington / Vancouver, 19. Oktober 2023 Am heutigen Tag protestieren Umweltorganisationen auf 6 Kontinenten gegen die Verbrennung von Holz zur Energieerzeugung. Diese sei eine falsche, klimaschädliche Lösung, so die NGOs. Der internationale Aktionstag findet einen Monat vor dem Klimagipfel COP28 in Dubai statt, auf der das globale Ziel für erneuerbare Energien diskutiert wird. Ein globales Ziel für erneuerbare Energien darf keine Waldbiomasse einschließen, eine Energiequelle mit hohen Emissionen und zerstörerischen Auswirkungen – so die Mitorganisatoren des Aktionstages. Im Vorfeld des Weltklimagipfels COP28 in Dubai weist ein Netzwerk von mehr als 200 Nichtregierungsorganisationen weltweit heute auf die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Energieerzeugung aus Biomasse in großem Maßstab hin. Insbesondere die Verbrennung von Waldbiomasse ist …

Wenn der Biokapitalismus die Motorsäge auspackt

Umweltorganisationen warnen beim Forest Movement Europe vor einer Expansion der sogenannten Bioökonomie Es war wie immer ein Treffen im Wald für den Wald. Das jährlich stattfindende Spitzentreffen der Umweltorganisationen und Waldaktivistinnen wurde diesmal von der polnischen Organisation „Workshop for All Beings“ im Białowieża-Nationalpark im Nordosten Polens ausgerichtet. Diesmal stand ein Thema prominent auf der Tagesordnung, das der europäischen Umweltbewegung zunehmend Kopfschmerzen bereitet: Die Bedrohung der Wälder durch die Bioökonomie. Denn der Wald soll neben seinen Funktionen für Klima, Artenvielfalt oder Wasserhaushalt eine zentrale Rohstoffquelle für die Wirtschaft von morgen werden. Dabei ist Holz schon heute Energieträger, Ausgangsstoff für die Papierindustrie oder Baumaterial und könnte in Zukunft Erdöl in Colaflaschen und Teer als Straßenbelag ersetzen sowie Ausgangsstoff für weitere Produkte der Chemieindustrie sein. Und das soll erst der Anfang sein. Der große Kahlschlag steht daher möglicherweise unmittelbar bevor – zumindest wenn die Expansionsträume von Forstindustrie und Bioökonomie-Strategen wahr werden. Grund genug für denkhausbremen und seine Projektpartner Fern und ELF, sich gemeinsam mit den versammelten Kolleginnen und Kollegen eine Übersicht zu verschaffen, damit der Biokapitalismus noch in …

Europäerinnen sind besorgt über die Zunahme von Papier- und Kartonverpackungen

PRESSEMITTEILUNG von denkhausbremen, Fern und Environmental Paper Network Aktuelles Umfrageergebnis: Überwältigende Mehrheit der Europäerinnen sind besorgt über die Zunahme von Papier- und Kartonverpackungen. Einwegverpackungen aus Papier nehmen zu, und Europäerinnen aller Altersgruppen zeigen sich besorgt über diesen Trend. Mehr als sieben von zehn Befragten in Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien und Finnland sind „beunruhigt über die Zunahme von Papier- und Pappverpackungen und fordern die Regierungen zum Handeln auf“, so eine neue YouGov-Umfrage, die heute veröffentlicht und von der Umweltorganisation Fern aus Brüssel in Auftrag gegeben wurde [1]. In Deutschland sind 73 % der Menschen über die Zunahme von Papierverpackungen und -abfälle besorgt. 57 %  finden die Auswirkungen auf die Wälder problematisch und 30 % ärgern sich über die Entsorgung der Verpackungsflut. Dabei ist der Anstieg der Papierverpackungen dramatisch: Von 2012 bis 2020 steigerte sich in der Papierverpackungsabfall in der EU um 10 kg pro Kopf – mit drastischen Auswirkungen für die Umwelt: Die Zellstoff- und Papierindustrie ist weltweit einer der größten Verbraucher von Süßwasser, das während der Produktionsprozesse oftmals mit Chlorverbindungen verunreinigt wird. Die Branche verbraucht …

Bioökonomie: Zwischen Hoffnung und Realität

Reader „Reststoffe für die Bioökonomie: Zwischen Hoffnung und Realität“ als PDF Die Zukunft der Wirtschaft ist Bio! Zumindest, wenn man den Versprechungen der Bioökonomie Glauben schenken möchte. Der Klimawandel zwingt uns dazu, die Nutzung fossiler Rohstoffe schon in wenigen Jahrzehnten einzustellen, mineralische Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar. Ihre Gewinnung ist energieaufwändig und geht mit der Zerstörung von Biodiversität und Landschaft einher. Daher wird die Wirtschaft der Zukunft vor allem mit biogenen Rohstoffen befeuert werden. Der Haken an der Sache: Die Ökosysteme, aus denen diese Rohstoffe kommen sollen, sind schon heute dramatisch übernutzt. Zudem schränken Klimawandel und notwendige Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität die ohnehin knappe nachhaltig nutzbare Biomasse in einem erheblichen Umfang ein. Es ist also absehbar, dass Äcker, Wälder und Meere nicht genug Rohstoffe für eine Bioökonomie liefern können, um unser hohes Konsumniveau abzudecken. Doch Politik, Wissenschaft und Industrie haben scheinbar eine Lösung gefunden: Neben einer deutlichen Verringerung unseres Ressourcenverbrauchs soll die nachhaltige Bioökonomie auf weitere Rohstoffsäulen aufbauen. Große Industrieunternehmen und Think Tanks gehen davon aus, dass die Ressourcenbasis der Zukunft dreigeteilt sein wird: …

Verbände für verantwortungsvollen Umgang mit Biomasse

Stellungnahme als PDF hier herunterladen! Die bereits heute hohe Nachfrage nach biogenen Rohstoffen für die Wirtschaft der Zukunft wird noch weiter steigen. Denn nicht nur das Ende der fossilen Rohstoffe ist absehbar, auch mineralische Ressourcen sind nur begrenzt verfügbar. Gleichzeitig schränken Klimawandel und der Verlust der Biodiversität die ohnehin knappe nachhaltig nutzbare Biomasse in einem erheblichen Umfang weiter ein. Daraus ergeben sich Zielkonflikte bei der Verteilung, denn auch weltweit werden die Ökosysteme nicht genug Biomasse für jegliche Nachfrage bereitstellen können. Nicht die Natur sollte dem auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaften dienen, sondern die Wirtschaft an die natürlichen Gegebenheiten und planetaren Grenzen angepasst sein. Die unterzeichnenden Verbände und Organisationen begrüßen daher die Initiative der Bundesregierung, mit der Nationalen Biomassestrategie einen Rahmen für den Schutz, die Nutzung und Produktion von biogenen Rohstoffen bereitzustellen. Angesichts der ökologischen Krise und Millionen hungernder Menschen sollten darauf aufbauend rechtsverbindliche konkrete Schritte zügig umgesetzt werden, die eine weltweite Wirksamkeit entfalten. Dabei sollten weltweite politische Fehlsteuerungen wie ökologisch und sozial zerstörerische Biomasseproduktion, das Fehlen von Nutzungshierarchien sowie falsch lenkende Anreize Anlass und Ausgangspunkt für …

Quo vadis Bioökonomie: Biomassenutzung im Kontext aktueller Entwicklungen

Am 25. Oktober 2022 fand der Workshop des Aktionsforums Bioökonomie statt, in dem zentrale Fragen zur Zukunft der Bioökonomie in Deutschland im Kontext des Ukrainekriegs und der globalen Entwicklungen diskutiert wurden. Die Veranstaltung brachte Experten aus Regierung, Umweltverbänden und Forschung zusammen, um die Auswirkungen des Krieges auf die Bioökonomie-Politik und die nachhaltige Nutzung von Biomasse zu erörtern. Begrüßung und Einführung Den Auftakt bildeten Daniela Wannemacher (Leiterin Team Landnutzung, BUND) und Jonas Daldrup (Projektkoordinator, denkhausbremen), die die Gäste begrüßten und das Thema einführten. Podium: Quo vadis Bioökonomie? Der Ukrainekrieg hat nicht nur eine humanitäre Krise verursacht, sondern auch die Fragilität des globalen Ernährungssystems offengelegt. Die Referatsleiter*innen Katharina Schwarz (BMUV) und Dr. Hans-Jürgen Froese (BMEL) berichteten über den Stand der Bioökonomie-Politik der Bundesregierung. Der Bioökonomie-Umsetzungsplan ist noch in Bearbeitung, während parallel die Nationale Biomassestrategie entwickelt wird. Ab Dezember soll es Beteiligungsmöglichkeiten für relevante Akteure wie Umwelt- und Entwicklungsverbände geben. Die Verbände, darunter Roman Herre (FIAN Deutschland), wiesen darauf hin, dass der Ukrainekrieg die Gefahr birgt, Umweltstandards in der Landwirtschaft zu verwässern. Zudem wird die globale Hungerkrise verschärft. …

Ukraine-Krieg und die Folgen für die Bioökonomie

Ukraine-Krieg und die Folgen für die Welternährung: Bundesregierung muss Bioökonomie überdenken Positionspapier als PDF hier herunterladen! Der Krieg in der Ukraine verursacht unermessliches Leid: Die dortige Zivilbevölkerung wird vertrieben oder gar getötet. Auch die kämpfenden Soldatinnen und Soldaten erleiden unter der Grausamkeit des Krieges Traumata, Folter und Tod. Jenseits dieses Horrors legt der Krieg erneut die Fehlstellungen des Welternährungssystems gnadenlos offen und verschärft weltweit die chronische Hungerkrise weiter. Besonders betroffen sind die Staaten und Menschen im Globalen Süden, die ihre Ernährungssouveränität verloren haben. Für die nun 828 Millionen Hungernden auf der Welt zeigt sich erneut, dass globale Lieferketten nicht auf ihre Versorgung ausgerichtet sind. Es wird deutlich, wie sich der Hunger weiter verschärft, wenn nervöse Märkte Agrarrohstoffe knapp und teuer werden lassen. Einen ähnlich negativen Effekt hätte ein Umstieg der Industriestaaten von einer fossilen Wirtschaft hin zur Bioökonomie, sofern das industrielle Agrarsystem unverändert fortbesteht und unser Ressourcenverbrauch hoch bleibt. Wohlhabende Länder sowie transnationale Konzerne würden die Weltmärkte leerkaufen, um ihre “grüne” Wirtschaft am Laufen zu halten. Im Fokus der Öffentlichkeit bemüht sich die Bundesregierung momentan …