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Impulse für den Bioökonomierat

Positionspapier als pdf hier herunterladen! Bioökonomie kann nur dann einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten, wenn unsere Wirtschaft auf den Prüfstand kommt und einer umfassenden sozial-ökologischen Transformation unterzogen wird. Der Bioökonomierat sollte sich daher für eindeutige politische Rahmenbedingungen und Leitplanken engagieren, innerhalb derer die Bioökonomie nachhaltig gestaltet werden kann. Durch den zu erwartenden enormen Biomassebedarf kann eine unbegrenzt wachsende Bioökonomie zu einer zusätzlichen Gefahr für die globalen Ökosysteme und die Menschen werden, die von ihnen leben. Bereits heute sind die planetaren Grenzen in wesentlichen Bereichen überschritten. Neben der Klimakrise und dem massiven Landnutzungswandel zeigen der Verlust an Biodiversität und genetischer Vielfalt sowie die Überlastung der Phosphor- und Stickstoffkreisläufe eine Überschreitung, die unsere Lebensgrundlagen zerstören kann. Demzufolge braucht auch die Bioökonomie klar definierte Wachstumsgrenzen, um ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen zu gewährleisten. Ein realistisches Bild der Potenziale sollte bei der Umsetzung der Bioökonomie leitend sein. Dabei sollten gemeinwohlbezo- gene Aspekte wie Nahrungsmittelsicherheit, Wasserverfügbar- keit, Biodiversitäts- und Klimaschutz sowie Zugang zu technologischem Fortschritt, Vorrang vor Marktkriterien erhalten. Bioökonomie wird zu einer Scheinlösung, wenn im Wesentlichen …

Mission Umsetzungsplan – Bioökonomierat macht sich auf den Weg

Der frisch berufene Bioökonomierat soll der Bundesregierung mit Expertise beim Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft zur Seite stehen. Ob dieser Wandel gelingen kann, hängt auch davon ab, ob sich der Rat zu einer sozial-ökologischen Transformation bekennt. Aller guten Dinge sind drei. Es wird sich zeigen, inwiefern diese Weisheit auch für den Bioökonomierat zutrifft, der jetzt in seiner dritten Auflage an den Start geht. Im Dezember 2020 wurde das Gremium für drei Jahre von der Bundesregierung berufen, das sich aus insgesamt zwanzig Wissenschaftler*innen und Verbandsvertreter*innen zusammensetzt. Neu ist diesmal, dass u.a. auch die Ministerien für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit aktiv bei der Besetzung des Rats miteinbezogen wurden. Entsprechend bunter ist jetzt die Expert*innen-Runde, die sich aus dem Dunstkreis der Biotech-Lobby bis hin zur Umweltbewegung rekrutiert. Im Gegensatz zu früher ist das ein klarer Fortschritt: Bislang war der Rat die Domäne eher technologiefreundlicher Ressorts und daher kein Hort für Öko- und Gerechtigkeitsthemen. Insofern ist es kaum überraschend, wie einseitig gefärbt das Vorgängergremium – der Bioökonmierat II – zentrale Zukunftsfragen beantwortet hat: Vorbehalte gegenüber Gentechnik? Beruhen in erster Linie …

Internationale Gärten e.V. Göttingen: Neu zusammenfinden  

Hansjörg Gutberger, erster Vorsitzender der Internationalen Gärten e.V. Göttingen, im Gespräch mit denkhausbremen. Er ist Sozialwissenschaftler und seit 20 Jahren im Verein engagiert. (Das Foto zeigt vier Vorstandsmitglieder, von links nach rechts: Hansjörg Gutberger, Kamal Chowdhury, Shimeles Tassew, Najeha Abid. Quelle: Göttinger Tageblatt, Christiane Böhm) Was war die Intention um die internationalen Gärten ins Leben zu rufen? Hansjörg Gutberger: In den 90er Jahren kamen viele Geflüchtete aus Bosnien in die Stadt. Im Rahmen diverser Treffen in Wohnheimen, Migrationszentren und Kirchengemeinden kam die Frage auf, was diesen Menschen helfen kann, in Deutschland besser anzukommen. Dabei entstand die Idee, gemeinsam einen Garten zu beackern. Bei einem niedrigschwelligen Thema – so der Gedanke damals – können viele relativ unkompliziert und unabhängig von potenziellen Sprachhürden miteinander kommunizieren und sich dabei näher kommen. Vor allem Frauen sind beim Thema Garten aufgesprungen und nach einiger Zeit wurde auch tatsächlich ein kleines Gartengrundstück angemietet, eine Baulücke zwischen zwei Häusern. Ist das Konzept aus Deiner Sicht aufgegangen? Auf jeden Fall: Das zeigt auch die Geschichte des Vereins. Wir gelten als das Mutterprojekt der …

Careleaver* Kollektiv Leipzig: Empowerment und Vernetzung schaffen

Katja Meier und Fiona Grasmann vom Careleaver* Kollektiv Leipzig im Gespräch mit denkhausbremen. Katja ist Projektleiterin, Fiona pädagogische Mitarbeiterin. Careleaver*innen sind junge Menschen, die einen Teil ihres Lebens in der Fürsorge durch die stationäre Jugendhilfe – z.B. in Wohngruppen oder Pflegefamilien – verbracht haben und sich am Übergang in ein eigenständiges Leben befinden. Der Begriff umfasst auch Jugendliche und junge Erwachsene, die diese Hilfesettings bereits verlassen haben. Foto: Careleaver Kollektiv Leipzig Wie kam es zur Gründung des Kollektivs im April 2019? Katja: Die DROSOS STIFTUNG ermöglicht seit 2019 die Initiative Brückensteine Careleaver, von der wir ein Teil sind. Leipzig repräsentiert eine der wichtigen Städte in Ostdeutschland und so wurde nach einem*r Partner*in für die Umsetzung eines Careleaver-Projektes Ausschau gehalten. Unser Verein urban souls e.V. ist schon über 10 Jahre in Leipzig aktiv und eben kein klassischer Träger der Hilfen zur Erziehung. Das wurde gesucht und wir damit gefunden, um es mal kurz zu formulieren. Fiona: Wir haben dann ziemlich schnell wegen eines Namens bzw. einer Struktur überlegt, der unseren kooperativen Anspruch verdeutlicht. Wir wollen ja …

Sechs Gründe warum Öko-Siegel keine gute Idee für die Bioökonomie sind

Von Peter Gerhardt  Es gibt sie für Holz, Papier, Palmöl oder Kabeljau: Nachhaltigkeits-Siegel. Allzu oft sind diese mit großem Tamtam für eine bessere Welt gestartet worden, um hinterher ernüchtert festzustellen, dass Raubbau und Umweltzerstörung einfach weitergehen. Das könnte daran liegen, dass viele dieser freiwilligen Zertifzierungsinitiativen ein paar grundsätzliche Webfehler eingebaut haben. Bleibt zu hoffen, dass Politik, Wirtschaft und Verbände aus Fehlern der Vergangenheit lernen und Öko-Siegel skeptisch hinterfragen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Bioökonomie-Debatte bei der es darum geht, unsere Wirtschaft von fossil auf biogen umzustellen. Auch hier wird der Ruf nach Öko-Zertifikaten lauter. Schon heute ist der Globus erschöpft von der Biomasse, die wir im abverlangen: Das führt zu überfischten Meeren für Käpt’n Iglo und zerstörten Regenwäldern für drei-Euro-Hähnchen. Wenn nun in Zukunft fossile Rohstoffe auch noch komplett durch Biomasse ersetzt werden sollen, dann stellt sich mit Recht die Frage, auf welcher Erde das wachsen soll oder welche Umweltverbrechen oder Menschenrechtsverletzungen wir dafür möglicherweise in Kauf nehmen wollen. Auch die globale Ressourcenverteilung könnte in eine noch größere Schieflage geraten. Weil in …

Erwerbslosen AG der FAU Magdeburg: Der Streik als Druckmittel funktioniert

Die Erwerbslosen AG der Freien Arbeiter*innen Union Magdeburg im Gespräch mit denkhausbremen. Die FAU ist ein Zusammenschluss von unabhängigen, basisdemokratischen Gewerkschaften. Was machst Du bei der FAU? Ich bin in der Erwerbslosen AG aktiv, denn für mich macht dieses Engagement Sinn und ich halte es für notwendig. Da ich mich selbst gegen das System und die Schikane des Jobcenters wehren muss, brauche ich diese Arbeit für mich. Meine Erfahrungen will ich weitergeben, von anderen lernen und deshalb organisiere ich mich. Wie unterscheidet Ihr Euch von einer klassischen Gewerkschaft? Bei uns gibt es, anders als in klassischen Gewerkschaften, keine Funktionär:innen. Wir entscheiden an der Basis gemeinsam und unterstützen uns. Unsere AG Arbeit ist von Erwerbslosen für Erwerbslose. Wir sind also eine „Mitmach“-Gewerkschaft und arbeiten weniger wie eine Dienstleistung. Wie trefft Ihr Eure Entscheidungen? Die Grundlage unserer Entscheidungen ist immer die Diskussion. Weil wir uns gegenseitig verstehen und respektieren wollen, versuchen wir unsere Entscheidungen im Konsens zu treffen. Letztendlich entscheidet bei Fragen von geringfügiger Bedeutung bei uns die Mehrheit, doch auch dann ist die vorausgehende Debatte besonders …

Brigitte Faber (Weibernetz): Belange von Frauen mit Behinderung durchsetzen

denkhausbremen im Gespräch mit Brigitte Faber von Weibernetz e.V. – die bundesweite Interessenvertretung für behinderte Frauen. Weibernetz ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen sowie den Landesnetzwerken und Koordinierungsstellen behinderter Frauen. Wie engagierst Du Dich im Weibernetz? Ich war 1998 ehrenamtlich im Vorstand aktiv und eine der Gründungsfrauen des Weibernetz. Mittlerweile bin ich hauptberufliche Mitarbeiterin und die Arbeit nimmt einen großen Raum in meinem Leben ein. Wie kam es denn damals zu der Vereinsgründung? Landesweite Netzwerke behinderter Frauen gab es schon vor unserer Gründung. Doch am Rande der europäischen Tagung behinderter Frauen 1996, organisiert vom Forschungsinstitut zum selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos), wurde der Wunsch nach einer besseren Interessenvertretung auf bundespolitischer Ebene laut. Ein Jahr später haben wir in einer Gruppe von Frauen mit Behinderung unsere Möglichkeiten diskutiert und beschlossen einen Verein zu gründen – denn nur so konnten wir Gelder bei Ministerien beantragen. Wie seid Ihr organisiert? Unser gleichberechtigter Vorstand besteht aus fünf Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen. Bei uns dürfen nur Frauen mit Behinderung inhaltlich arbeiten und Entscheidungen treffen – ein Grundsatz der …

Vortragsreihe zur Klimakrise

Unter dem Motto „Bald schon 5 nach 12“ startet denkhausbremen gemeinsam mit dem BUND, Greenpeace, der KlimaWerkStadt und dem AStA der Uni Bremen eine hochkarätig besetzte Veranstaltungsreihe zu den Auswirkungen der Klimakrise und zu Lösungansätzen für eine nachhaltigere Gesellschaft. Die Vorträge im Einzelnen: 24. Februar 2021 um 19 Uhr Sabine Gabrysch, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Berliner Charité Planetary Health – Ein Gesundheitskonzept für Erde und Menschen 10. März 2021 um 19 Uhr Valentin Thurn, Filmemacher (u.a. 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?) Genial Lokal – Was essen wir in Zukunft? 23. März 2021 um 19 Uhr Christian Felber, Begründer der Gemeinwohlökonomie Gemeinwohlökonomie – Geht Wirtschaft(en) auch klimafreundlich? 12. April 2021 um 19 Uhr Annika Joeres, Buchautorin und Journalistin bei ZEIT, SZ, Spiegel und correctiv Die Klimaschmutzlobby – und was wir dagegen tun können 10. Mai 2021 um 19 Uhr // Abschlussveranstaltung „Bremen erneuerbar“ Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Notfall Weltklima – Antworten auf aktuelle Fragen zur Klimakrise + Podiumsdiskussion „Klimapolitik in Krisenzeiten“ mit Hans Joachim …

Best Practice: Pioniere einer nachhaltigen Bioökonomie?

In der praktischen Anwendung zeigt sich, welche Möglichkeiten die Bioökonomie bereitstellen kann. Damit diese zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen, braucht es allerdings veränderte politische Rahmenbedingungen. Bei der zweiten Tagung des Projektes „Bioökonomie im Lichte der Nachhaltigkeit“, die am 10. und 12. November 2020 stattfand, drehte sich alles um Beispiele aus der Bioökonomie-Praxis. Inwiefern können Unternehmen und Forschungsprojekte als Pioniere zum Gelingen der Bioökonomie im Kontext einer sozial-ökologischen Transformation beitragen – und wo laufen sie Gefahr, lediglich Feigenblatt einer nicht-nachhaltigen wachstumsfixierten Wirtschaftsweise zu sein? Dieser Frage gingen die TeilnehmerInnen aus Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, wissenschaftlichen Instituten und Fachbehörden nach. Der aktuelle Zustand der weltweiten Ökosysteme ist sehr besorgniserregend. Äcker und Wälder sind chronisch übernutzt und die biologische Vielfalt schwindet rapide. Die industrielle Landnutzung ist laut Weltbiodiversitätsrat IPBES der wesentliche Treiber für das aktuelle Artensterben. Wie die Umstellung der Wirtschaft von fossilen auf biogene Rohstoffe im Zuge der Bioökonomie zu einer Lösung dieser Probleme beitragen soll und ob es nicht vielmehr eine Veränderung der politischen Rahmenbedingungen bräuchte, war Gegenstand intensiver Diskussionen auf der Tagung. denkhausbremen und der BUND …

Lisa Pörtner (Health4Future): Klimaschutz rettet Leben

Lisa Pörtner im Gespräch mit denkhausbremen über den Klimawandel und die Idee der Planetary Health. Die Ärztin engagiert sich für eine ambitioniertere Klimapolitik in Bremen. Seit vielen Jahren ist sie bei Greenpeace Bremen aktiv, zuletzt beschäftigte sie sich in der Initiative Health for Future verstärkt mit den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise. (Foto: Ana Rodriguez) denkhausbremen: Frau Pörtner, welchen persönlichen Bezug haben Sie als Ärztin zum Thema Klimaschutz? Lisa Pörtner: Ich beschäftige mich schon seit Jahren allgemein mit der Klimakrise, etwa mit Blick auf den Schutz der Lebensgrundlagen. Erst in der letzten Zeit sind die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit präsenter geworden. Es gibt mittlerweile sehr gute Daten dazu, welche Folgen die Klimaerwärmung auf die Gesundheit des Menschen hat. Die Weltgesundheitsorganisation hat die Klimakrise als die größte Bedrohung für die Gesundheit der Menschen im 21. Jahrhundert definiert. In allen Erdteilen und damit auch bei uns wird sie eine Vergrößerung der Krankheitslast und eine Erhöhung der Sterblichkeitsraten zur Folge haben. Können Sie uns einige Beispiele für gesundheitliche Folgen der Klimakrise nennen? Durch die steigenden Temperaturen treten …