Beitrag zur nachhaltigen Bioökonomie, bioökonomie, bioökonomie-debatte

Keine Akzeptanz ohne demokratische Beteiligung

 

von Josephine Koch, FUE

Eine breite Bioökonomie-Debatte hat in der Gesellschaft noch nicht stattgefunden. Um eine ökologisch und sozial kohärente Bioökonomie-Strategie zu entwickeln, sollte ein Dialog mit Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Sozialverbänden, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen geführt werden.

Foto: © Eva-Maria Lopez

Die Debatte über die Bioökonomie hat Auswirkungen auf grundlegende Politikbereiche wie Wirtschaft und Energie, Landwirtschaft, Ernährung, Forstwirtschaft und Fischerei, Klima und Umwelt sowie Forschung und Entwicklung.

Obwohl die Bioökonomie viele Ansprüche mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Gesellschaft erhebt, wird das Konzept weder in der öffentlich-parlamentarischen und medialen Debatte angemessen aufgegriffen, noch werden Diskussionen über die sozialen Aspekte der Bioökonomie auf breiter Ebene angestoßen. Daher ist der Begriff in der Bevölkerung nahezu unbekannt oder wird allenfalls fälschlicherweise mit dem ökologischen Landbau verwechselt.

Selbst in der NRO-Szene gilt das Konzept als nebulös und lückenhaft. Der Grund: Der Diskurs wird hauptsächlich in exklusiven Expertenkreisen zwischen Regierung, Wirtschaft und industrienaher Forschung geführt, wo die Bioökonomie als technokratischer, alternativloser Allzweckansatz behandelt wird. Es heißt, dass die Bioökonomie vor allem durch technologische Innovationen umgesetzt wird. Eine integrative, ergebnisoffene und ganzheitliche politische Debatte wird dadurch von vornherein erschwert. Auch die Förderung der Wissenschaft und schließlich die Ausrichtung der politischen Strategien für die Bioökonomie selbst sind unausgewogen.

Die Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 des Bundesforschungsministeriums (1) und die Nationale Politikstrategie Bioökonomie des Bundeslandwirtschaftsministeriums (2) werden zu einer gemeinsamen Nationalen Bioökonomie-Strategie zusammengefasst. In diesem Prozess fehlte eine frühzeitige und angemessene Einbeziehung der Akteure der Zivilgesellschaft.

Alternative Ansätze wie Agrarökologie, Ernährungssouveränität oder dezentrale Energiesysteme werden nicht ausreichend berücksichtigt und nicht wirksam in Politik- und Forschungsstrategien einbezogen. Ihre Vertreter bleiben in den Diskussionsforen weitgehend außen vor (3).

Der Global Bioeconomy Summit 2018, der zum ersten Mal in Deutschland stattfand, ist ein Beispiel für diese Situation. Anstatt sich mit den kritischen Perspektiven von Vertretern eines breiten Spektrums der Zivilgesellschaft auseinanderzusetzen und die Zielkonflikte der Bioökonomie-Strategie zu diskutieren, dominierten die Bioökonomie-Befürworter aus Regierungen, Forschungseinrichtungen und Industrieverbänden das Agenda Setting (4). Ähnlich verhält es sich bei zahlreichen anderen Bioökonomie-Konferenzen. Ein Dialog auf Augenhöhe mit den relevanten Akteuren, insbesondere aus Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Sozialverbänden, Gewerkschaften, Sozialwissenschaften und sozialen Bewegungen, wurde bisher weder strukturell unterstützt noch finanziell ermöglicht.

Genau dies ist notwendig, um eine ökologisch und sozial kohärente Bioökonomie-Strategie zu entwickeln und den notwendigen und weitreichenden wirtschaftlichen Wandel demokratisch zu legitimieren.

Referenzen:
(1) Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 (BMBF)
(2) Nationale Politikstrategie Bioökonomie (BMEL)
(3) Stellungnahme der deutschen Umwelt- und Entwicklungsverbände zum Entwurf der Nationalen Bioökonomie-Strategie
(4) 10 Fragen zur Bioökonomie (Forum Umwelt und Entwicklung)

Lesen Sie weiter:
Agrarökologie als Leitprinzip für die Agrar- und Ernährungspolitik
Zur Geschichte und zum Konzept der Ernährungssouveränität
Energiewende – zentralisiert oder dezentralisiert?
www.forumue.de

Josephine Koch studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik und ist Beraterin für Transparenz im Rohstoffsektor beim Forum Umwelt und Entwicklung.

Die zwölf Diskussionsbeiträge der Umwelt- und Entwicklungsverbände für eine nachhaltige Bioökonomie gibt es hier als PDF zum Download.