Von Peter Gerhardt
Dialog Degrowth sucht Umsetzerinnen und Umsetzer: Der denkhausbremen-Workshop wird am 17. November 2015 in Berlin die großen Umweltverbände und weitere interessante Akteure/innen zusammenbringen, um über Zielkonflikte und konkrete Schritte bei der Umsetzung von Postwachtums-Konzepten zu diskutieren.
Wer eine Zeitlang im Web auf den Spuren von Degrowth, Postwachstum oder kleiner und großer Transformation unterwegs ist, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass die Entscheidung eigentlich schon gefallen sein muss: Wir werfen das Wachtumsparadigma über Bord und wenden uns endlich dem “guten Leben” zu.
Im Praxis-Check bei einer Fahrt durchs Bremer Umland folgt die Ernüchterung: Viele Milchbauern/bäuerinnen haben in neue und vor allem größere Ställe investiert, nachdem die Milchquote gefallen ist. Sie wollen mit mehr Kühen und mehr Milch in eine bessere Zukunft hineinwachsen und hoffen auf gute Geschäfte mit China. Dabei ahnen die meisten von ihnen längst, dass die Rechnung nicht für alle aufgehen wird: Durch die fortschreitende Massenproduktion von Lebensmitteln und den damit verbundenen Verdrängungswettbewerb bleiben viele auf der Strecke. Aber das wahre Leben oder die Kraft des Faktischen, wie Kredite für den Hofbetrieb abbezahlen oder einen neuen Trecker kaufen, zwingt dann auch die nachdenklichen Bauern und Bäuerinnen ins Hamsterrad.
Wir aus den Umweltverbänden sind da nicht anders. Die Mehrheit unter uns war sich bei einer internen Umfrage des Environmental Paper Network in einem Punkt einig: Vor allem der hohe Verbrauch macht Papier zum Ökoproblem, aber kaum ein Umweltverband macht das zum Thema. Warum nur? Auch hier sind es wie bei den Milchbauern/bäuerinnen die Sachzwänge des Alltags, die einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Wachstum in diesem konkreten Fall im Wege stehen. “Tiger retten” oder “100 Fußballfelder Regenwald vor der Motorsäge schützen” sind als Kampagnen-Themen dankbarer als “Papier sparen”.
Solche Zielkonflikte wollen wir uns näher ansehen bei unserem Dialog Degrowth.
denkhausbremen freut sich, dass viele spannende Gäste mit uns diskutieren werden: BUND, DNR, Forum Unwelt & Entwicklung, Greenpeace, Klimabündnis, Misereor, NABU, Umweltbundesamt, WWF und viele weitere werden am 17. November 2015 dabei sein, wenn in Berlin unser erster Workshop stattfindet.
Zielkonflikte sind das eine – der Fokus unseres Dialog Degrowth wird im weiteren Verlauf der Einstieg in die konkrete Umsetzung einer ressourcenleichten Lebensweise sein.