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Michael Müller: Herausforderung Ein-Drittel-Gesellschaft

Michael Müller im Gespräch mit Denkhaus Bremen. Er ist Vorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. Von 2005 bis 2009 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und von 1998 bis 2005 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Denkhaus Bremen: Herr Müller, ich würde gerne mit Ihnen über die Geschichte der Umweltbewegung in Deutschland sprechen. Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen? Michael Müller: Ich selbst bin seit 1968 mit Fragen des Umweltschutzes beschäftigt, zunächst innerhalb der Studentenbewegung. Dort wurde das sehr distanziert, manchmal sogar abwertend gesehen, weil die prägenden Themen der Studentenbewegung eher Macht und Herrschaft, der Konflikt zwischen Ost und West sowie die Aufarbeitung des Nationalsozialismus waren. Auch die Freunde aus dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) konnten mein Interesse für das Thema Umwelt nicht nachvollziehen. Anfang der 70er Jahre habe ich dann Freunde von mir wie Jo Leinen oder auch Petra Kelly mit zu den Demonstrationen gegen Atomkraftwerke geholt. Aber damals, bis in die zweite Hälfte der 1970iger Jahre, war das ein Außenseiterthema. Im Kern steht ökologisches Denken in Kreisläufen und Begrenzungen in einem gewissen Gegensatz zu der …

Helmut Röscheisen: Umweltschutz und Gerechtigkeit gehören zusammen

Helmut Röscheisen im Gespräch mit Denkhaus Bremen über die Geschichte der Umweltbewegung, die Grenzen des Wachstums und warum Gerechtigkeitsfragen auch für Umweltverbände relevant sind. Helmut Röscheisen war von 1980 bis 2014 Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings (DNR), der Dachorganisation der bundesdeutschen Umweltverbände mit rund 100 Mitgliedsverbänden und über fünf Millionen Mitgliedern.

Barbara Muraca: Verbände können vernetzen helfen

Barbara Muraca (Assistant Professor an der School of History, Philosophy and Religion der Oregon State University) im Interview  denkhausbremen: Was bedeutet für Dich Degrowth, was sind die grundlegenden Ideen dabei? Barbara Muraca: Degrowth im engeren Sinne beinhaltet eine Kritik am Wirtschaftswachstum und der Fokussierung auf das BIP als der zentralen Methode zur Bewertung einer Volkswirtschaft bzw. Gesellschaft. Zugleich geht es um eine Reduzierung der Energie- und Stoffströme in der Wirtschaft und deren großen Einfluss auf Ressourcen und Senken – also das „ökologische Argument“. Für mich ist Degrowth aber viel mehr als das. [youtube http://www.youtube.com/watch?v=TGTzga5zaec&w=560&h=315]   In Anlehnung an die französische „Décroissance“ als Ausgangspunkt des heutigen Diskurses übt Degrowth eine grundsätzliche Kritik an Wachstum im Sinne von Steigerung des Profits und an einem gewissen Verständnis des Lebensstandards – beides verbunden mit einer Beschleunigung des Lebens der Menschen. In diesem Sinne hinterfragt Degrowth grundlegende Strukturen und Funktionen unserer modernen Gesellschaften, die sich stabilisieren, indem sie sich immer weiter beschleunigen und weiter wachsen. Neben dem materiellen Verbrauch geht es dann auch um die Frage, wie wir überhaupt zusammenleben wollen, wieviel und wie …