Unter der Fragestellung “Wie wird sich unsere Mobilität verändern und was bedeutet das für die Beschäftigten im Automobilsektor?” hatte denkhausbremen am 16. November 2017 in die Bremer Bürgerschaft geladen. Verkehrsforscher Helmut Holzapfel vom Zentrum für Mobilitätskultur Kassel diskutierte mit Elke Tönjes-Werner, stellv. Betriebsratsvorsitzende der Mercedes-Benz-Werke in Bremen. Der Diskussionsabend fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Arbeit ohne Wachstum?” statt, die gemeinsam mit Arbeitnehmerkammer Bremen und Hochschule Bremen durchgeführt wird.
“Für die Umwelt und die Menschen in den Städten kommt es schlicht darauf an, dass insgesamt weniger Autos auf den Straßen fahren”, betonte Helmut Holzapfel. Er machte deutlich, dass viele Umweltfolgen auch mit Elektroautos bestehen bleiben. So entstünden 80 bis 90 Prozent des Feinstaubs im Straßenverkehr nicht durch die Motoren, sondern durch den Abrieb von Bremsen und Reifen. Zudem nehmen Gewicht und Größe von Autos derzeit mit jedem neuen Modell zu. Fortschritte bei der Effizienz würden so stets wieder zunichte gemacht. Ein zukunftsfähiger Ansatz für die etablierten Automobilkonzerne sei das Anbieten von Mobilitäts-Services als neues Geschäftsmodell. Holzapfel entwirft eine andere Art urbaner Mobilität: Mit Hilfe weitsichtiger Stadtplanung könne man eine „Stadt der kurzen Wege“ schaffen, die den Bedarf nach Mobilität überhaupt vermindert. Dass alternative urbane Mobilität gut funktionieren und lebenswert sein könne, zeigten Städte wie Kopenhagen.
“Daimler-Benz versucht als Unternehmen, auf die Entwicklungen zu reagieren und die Elektromobilität ebenso wie weitere alternative Antriebe voranzubringen”, stellte Elke Tönjes-Werner fest. Das Werk in Bremen sei hier gut aufgestellt und werde den ersten rein elektrischen Mercedes-Benz fertigen. Dennoch werde der befürchtete Verlust von Arbeitsplätzen auch unter den Arbeitnehmern bei Daimler diskutiert. Zur Schaffung neuer Arbeitsplätze sieht Tönjes-Werner im Gegensatz zu Holzapfel auch die Steigerung der Produktion auf höhere Stückzahlen als Lösung. “Autos werden auch weiterhin gebraucht, weil das Pendeln in die Städte hinein über den ÖPNV allein nicht funktioniert”, so Tönjes-Werner. Die Umweltbelastung durch den Verkehr müsse zwar sinken. Zugleich gebe es aber ein Bedürfnis nach Mobilität, das es zu bedienen gelte.