Studie von denkhausbremen und BUND untersucht mögliche Auswirkungen der Bioökonomie
Bioökonomie könnte zum Brandbeschleuniger des ohnehin schon dramatischen Artensterbens werden, wenn nicht sofort konsequent gegengesteuert wird. Das ist die beunruhigende Quintessenz der heute veröffentlichten Studie “Bioökonomie im Lichte der planetaren Grenzen und des Schutzes der biologischen Vielfalt”, in der denkhausbremen und der BUND die Auswirkungen der Bioökonomie auf den Biodiversitätsschutz in den Fokus rücken.
Die beiden Autoren – Dr. Joachim Spangenberg (BUND) und Wolfgang Kuhlmann (denkhausbremen) – fassen die wesentlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum schlechten Erhaltungszustand vieler Arten und Ökosysteme in Deutschland zusammen. Insbesondere die industrielle Landwirtschaft ist demnach ein wesentlicher Treiber des Artensterbens. Aber auch die naturferne Bewirtschaftung vieler Waldökosysteme erfolgt auf Kosten der Biodiversität.
Die Studie gibt zudem einen detaillierten Einblick in den aktuellen Stand der Biomassenutzung in Deutschland und leitet daraus mögliche Chancen und Risiken für eine zukünftige Bioökonomie ab. Das ernüchternde Fazit: Ein Ersatz fossiler Rohstoffe durch Biomasse ist keine Option – zumindest wenn der Rohstoffverbrauch nicht drastisch heruntergefahren wird. Zu begrenzt sind die verfügbaren Flächen, zu immens wären die Umweltschäden im Anbau.
Es werden aber auch im begrenzten Umfang mögliche Potentiale für eine Bioökonomie aufgezeigt, die allerdings ein konsequentes Umsteuern in der Ressourcennutzung voraussetzen. Eine Einschränkung der energetischen Holznutzung oder des Fleischkonsums böte Spielräume für alternative stoffliche Biomasse-Anwendungen. Dessen ungeachtet ist eine Bioökonomie innerhalb der planetaren Grenzen nur dann vorstellbar, wenn der Ressourcenverbrauch im Zuge einer sozial-ökologischen Transformation insgesamt deutlich reduziert wird. Das macht politische Regulierungen unumgänglich: Mit Obergrenzen-Korridoren für die Biomasseproduktion und eindeutigen Maßnahmen, um den Verbrauch zu senken.
Erstellt wurde die Studie im Rahmen des Projektes “Bioökonomie im Lichte der Nachhaltigkeit”, das mögliche Auswirkungen der Bioökonomie auf die biologische Vielfalt in den Blick nimmt. Denn die Tragweite des weltweiten Verlustes von Arten und natürlichen Ökosystemen ist dramatisch und wird von einer breiteren Öffentlichkeit bislang noch viel zu wenig wahrgenommen. Sollte der Artenverlust auch zukünftig von der Politik nicht ausreichend adressiert werden, dann birgt die Bioökonomie die Gefahr, diese Krise weiter zu verschärfen.
Diese Studie wurde erarbeitet im Rahmen des Projektes „Bioökonomie im Lichte der Nachhaltigkeit“ mit Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
Die Verantwortung für die Inhalte dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Die Inhalte geben nicht die Position des BfN bzw. des BMU wieder.
Die Studie liefert einen wichtigen Debattenbeitrag und wirft eine Reihe relevanter Fragen auf. Gleichzeitig enthält sie allerdings auch fragwürdige Interpretationen der mit
der Bioökonomie verknüpften politischen Zielstellungen. Hier wäre eine deutliche Trennung zwischen Beschreibung und Bewertung wünschenswert gewesen.
Eine kurze Rezension zur Studie findet sich hier:
https://www.ptj.de/lw_resource/datapool/systemfiles/cbox/6903/live/lw_file/konold_kommentierung_bio-C3-B6konomie-im-lichte-der-planetaren-grenzen.pdf