Angelika Zahrnt im Gespräch mit Denkhaus Bremen. Sie ist Wirtschaftswissenschaftlerin und war langjährige Vorsitzende und ist heutige Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Denkhaus Bremen: Die wachstumskritische Debatte gewinnt an Fahrt. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion zu diesem Thema? Angelika Zahrnt: Ich beurteile sie vor dem Hintergrund, dass mich die wachstumskritische Debatte seit meinem Studium in den 60iger Jahren beschäftigt. Wie man dort weiterkommt, ist für mich deshalb auch eine persönliche Frage. Meine Schlussfolgerung ist, dass es nicht mehr ausreicht, die alten Debatten weiterzuführen. Anstatt über alternative Indikatoren zur Wohlstandsmessung und grundsätzliche Fehler am Wachstumskurs zu diskutieren, ist aus meiner Sicht eine Debatte über eine größere Unabhängigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft vom Wachstum notwendig. Zu dieser Frage, wie eine Wirtschaft und Gesellschaft in einer Postwachstumszeit aussehen könnte, habe ich 2010 zusammen mit Irmi Seidl das Buch „Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft“ herausgegeben. Wir und andere AutorInnen haben darin u.a. überlegt, wie z.B. unsere sozialen Sicherungssysteme für Gesundheit und Alter verändert werden müssten. Solche Wachstumstreiber machen es so schwierig, vom Wachstumskurs …