Harald Welzer: Wen interessiert denn der rechte Rand?
denkhausbremen: Was halten Sie vom Paradigma des stetigen Wachstums? Harald Welzer: Nichts. Unsere Probleme, die jetzt zu Beginn des 21. Jahrhunderts überdeutlich werden, bestehen im Wesentlichen in der Übernutzung der vorhandenen Ressourcen infolge eines fortgesetzten Wirtschaftswachstums. Das geht auf die expansive Kultur eines kleinen Teils der Welt zurück. Wir sind in einer globalen Situation, die dem Wachstumspfad folgt – und die Folgen sind erwartbar dramatisch. Welche Maßnahmen sollten konkret implementiert werden, um der von Ihnen geschilderten Entwicklung Rechnung zu tragen? Implementieren wird man das nicht können. Es geht um einen politischen und kulturellen Wandel – da kann man jetzt nicht einfach Maßnahmen aus dem Hut zaubern. Wir benötigen dringend politische Rahmenbedingungen, die nachhaltiges Wirtschaften fördern. Es muss aufhören, immer noch mehr Konsumartikel an den Mann und an die Frau zu bringen und weitere Infrastrukturen bereitzustellen sowie höhere Energieaufwände zu produzieren. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen müssten von staatlicher Seite Vorteile genießen. Konkret benötigen wir eine steuer- und ordnungspolitische Neuausrichtung sowie eine nachhaltige öffentliche Beschaffung. Für mich gibt es z.B. keine Rechtfertigung, warum die Automobilindustrie ein Tempolimit auf …